Adam Cohen :: Like A Man

Adam orientiert sich plötzlich etwas zu sehr am anderen Cohen.

Von allen Söhnen übergroßer Song-Väter schien dieser hier am wenigsten mit seiner Herkunft samt in die Wiege gelegter Gene zu hadern. Umso verblüffender, wie entschieden der auch schon fast 40-jährige Adam Cohen seine ja auch nicht übermäßig produktive Vergangenheit nun gleich komplett als Verlegenheitslösung denunziert. Er habe sich bisher, so Leonards Spross aus der Beziehung mit Suzanne Elrod, musikalisch „komplett verrenkt“, um das „gewisse Familien-Trademark nur irgendwie verschleiern“ zu können.

Mit „Like A Man“ wird der Schleier gelüftet, und heraus tritt auch nur ein Mann wie viele andere, der tut, was Männer so für die eine (oder andere) Frau tun würden. Die Wüste beregnen und die Engel singen lassen, Kriege beenden und Arm mit Reich versöhnen, und die perfekte Rose im tiefsten Winter wäre natürlich auch noch drin. Wenn er denn nur mal aus dem Bett kommen könnte. „Out Of Bed“ ist zum Auftakt gleich so clever ironisch gestrickt, dass es fast schon weh tut. Und warum nur hat man gleich das Lotterbett des Alten vorm geistigen Auge?

So geht es munter weiter, im perfekt hingetupften Akustik-Sound, der hier und da dezent mit Streichern und Vocal-Backings ausstaffiert ist. Kammer-Musik im Wortsinn. Dazu phrasiert der Junge fast ganz wie der Alte, und weiß mit „What Other Guy“ und „Beautiful“, was Frauen wünschen oder hören wollen, und sei’s nur für diese eine Nacht, in der man auf keinen Fall allein schlafen will: „Let’s pretend we’re naked for reasons of the heart.“ Hieße Adam nicht Cohen, man könnte von einem Songschreiber berichten, der sich vielleicht ein bisschen zu stark an einen gewissen Leonard C. anlehnt, dabei aber keine schlechte Figur macht (wenn er nicht gerade beim Auto-Schäferstündchen mit „Sweet Dominique“ doch in manirierter Karikatur versinkt).

Nur weil Adam eben Cohen heißt, muss dieses Urteil nicht unbedingt anders ausfallen. Aber aus einem Temptations-Intro („My Girl“) gleich einen ganzen Song zu stricken – das hätte sich der Herr Papa wohl nicht getraut. Auch wenn „Stranger“ am Schluss dieses Zehn-Song-Reigens kaum noch auffällt. (Cooking Vinyl/ Indigo) Jörg Feyer

Beste Songs: „Out Of Bed“, „Lie Alone“

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