Aerosmith

Rockin‘ The Joint

Smi Col (Sony Music) 04.11.2005

Ein Live-Album ohne Höhepunkte, fast verdächtig perfekt.

Good evening, Las Vegas! Welcome to the Aerosmith in your face, up close and personal tour!“ So kräht Steven Tyler zu Beginn, und „aus der Nähe“ und „persönlich“ heißt ja immer: Große Hallen können wir nicht mehr füllen, dafür bekommt Ihr jetzt ein ganz wunderbar intimes Konzert zu sehen. Was bei Aerosmith natürlich nicht funktioniert, weil sie nie auf eine fette Show verzichten würden – und weil ihre Egos nun mal viel Platz brauchen. „Live At The Hard Rock Hotel, Las Vegas“ klingen sie – kleiner Club hin oder her – immer noch wie eine Riesen-Band, überlebensgroß, gar nicht gemütlich.

Sie spielen wie gewohnt die alten Hymnen („Same Old Song And Dance“, „Train Kept A Rollin“), denen nichts mehr hinzuzufügen ist, – weshalb sie die Stücke eben routiniert runterspulen, allerdings nicht ohne ein bißchen Spaß. Balladen braucht es natürlich auch, leider ausgerechnet das kitschige „I Don’t Want To Miss A Thing“. Die jüngsten Songs, „Beyond Beautiful“ und „Light Inside“ (von „Just Push Play“, 2001), sind prompt die Schwachstellen des Konzerts,

das übrigens bereits 2002 stattfand. Aktuell ist etwas anderes. Und „Walk This Way“ klang auch schon mal frischer.

Nach so vielen Jahren wissen Aerosmith selbstverständlich, welche Trümpfe sie ausspielen können. Natürlich ist Joe Perry immer noch ein erstaunlicher Gitarrist, natürlich reißt einen Tyler mit, wenn er nicht gerade allzu erbarmungslos krächzt. Aber nichts, gar nichts an diesem Dutzend Lieder ist überraschend, alles (fast verdächtig) makellos gespielt – und am Ende doch so überflüssig wie schon ihre Blues-Hommage „Honkin‘ On Bobo“. Bitte bald mal etwas Neues, die Herren. Sonst muß man noch anfangen, Songtitel zu zitieren. Und zwar: „No More, No More“.