Agnetha Fältskog

A

Universal

Ein neues Werk von Agnetha! Das ist immer ein Ausrufezeichen wert, weil sich die Sängerin in den vergangenen Jahrzehnten so rar gemacht hat – und weil ihre Stimme dank der vielen, vielen ABBA-Hits doch immer präsent ist. 2004 veröffentlichte sie das nostalgische Cover-Album „My Colouring Book“, gab kaum Interviews und verschwand wieder.

„Everything I ever had, I let it slip away“, singt Agnetha nun zu Beginn in „The One Who Loves You Now“, und: „I am finally ready to risk it once more.“ Meint sie damit mehr als die Liebe, ihre Karriere gar? Man ist immer versucht, bei dieser Frau etwas hineinzugeheimsen, was vielleicht gar nicht da ist, weil sie so entrückt wirkt – als wäre es ihr tatsächlich geglückt, die harsche Realität hinter sich zu lassen. Man kann sich einfach nicht vorstellen, dass sie in ihrem Stockholmer Vorort ein gewöhnliches Leben führt. Durch ihre Lieder erfährt man jedenfalls nichts davon, sie bleiben allgemein. Es geht um Blumen als Symbol des Vergänglichen, um Freude, Schmerz, Träume, auch um Singles im Radio. „Back On The Radio“ hört sich wie die Fortsetzung von „Thank You For The Music“ an, ein bisschen anbiedernd vielleicht, aber auch so treuherzig, dass man ihr nicht böse sein kann. Meistens geht es allerdings um das größte Thema überhaupt: „The One Who Loves You Now“, „When You Really Loved Someone“ und so weiter.

Manchmal unterminiert ein unschöner Billig-Beat die klassischen Liebeslieder, bei „Dance The Pain Away“ wähnt man sich gar in einer ollen Großraumdisco. Das hätte sie den Produzenten Peter Nordahl und Jörgen Elofsson (Britney Spears, Kelly Clarkson) ausreden sollen. Hin und wieder singt die einst so unfehlbare Agnetha jetzt auch etwas zu schrill, aber im Großen und Ganzen macht sie genau das, was man erwartet hatte: Sie glänzt in melancholischen Balladen wie „Perfume In The Breeze“ oder „Bubble“, sie schwelgt in all den hübschen Arrangements – die freilich nie so kunstvoll, so sensationell sind, wie es die von Björn Ulvaeus und Benny Andersson waren. Dafür gibt es ein schönes Duett mit Gary Barlow: In „I Should’ve Followed You Home“ singen die beiden von verpassten Chancen. Die alterslose Agnetha und der frühvergreiste Barlow, man hätte es sich denken können: ein Traumpaar.