Al Green :: Green Is Blues

Vier Remaster-Alben des Soul-Sängers auf Doppel-CDs.

Der Legende zufolge hatte ihn der Vater aus seinem Gospel-Quartett ausgeschlossen, als er ihn dabei erwischte, wie der Bub Jackie-Wilson-Platten hörte. So viel weltliche und sündige Musik war ihm unerträglich. Dass er es als Al Greene & The Soul Mates mit der auf einem winzigen Indie-Label veröffentlichten Single „Back Up Train“ bis auf Platz 5 der Rhythm & Blues-Hitparade brachte, war ein unglaublicher Zufall. Purer Zufall war auch, dass der in Memphis ansässige Chef einer kleinen Firma einige Zeit später Al Green in einem Club in einem texanischen Kaff hörte und so beeindruckt war, dass er ihn zu sich einlud. Der kam dann auch. Willie Mitchell drückte ihm 1500 Dollar Vorschuss in die Hand, prompt verschwand sein Star in spe damit für die nächsten Wochen, ausgiebig sündigend oder wie immer. Als er sich zurückmeldete, hatte irgendwer die etwas abwegige Idee, dass er für die erste Single den Beatles-Hit „I Want To Hold Your Hand“ aufnehmen sollte. Wohlgemerkt: 1969!

Aber was er mit der Haus-Band von Hi Records – hier erstmals als Bonus-Track auf CD zu hören – daraus machte, war von der Klasse, mit der Otis Redding „Satisfaction“ deutete, so endlos weit gar nicht mal entfernt. Nicht schlecht auch die für die Debüt-LP „Green Is Blues“ aufgenommenen Cover-Versionen von „Get Back“ und „My Girl“, nicht ganz so toll die von „The Letter“ und „Summertime“. Aber soviel Probelauf durfte sein.

Stilvoller sang er für die nächste LP schon Vorlagen von Bert Berns, Doors und Johnny Taylor. Überragend aber das Temptations-Stück, mit dem die 1969 einen Nr. 1-Hit gehabt hatten. Taylors „God Is Standing By“ war die ganz große Gospel-Ballade. Aber mit „I Can’t Next To You“ und „Tired Of Being Alone“ schufen Mitchell (der sich auf seine Jazz-Kenntnisse zu Recht etwas einbildete) und die Rhythm Section von Hi die Blaupausen für all die kommenden Hits. Die Konkurrenz am anderen Ende der Stadt bei Stax war nicht faul, sah auch überhaupt keinen Grund, sich auf Lorbeeren auszuruhen. Aber „Tired Of Being Alone“ erwies sich als das, was man im Slang einen deeper nennt.

Der Rest ist, wie man so sagt. Geschichte. Neben den sagenhaften Cover-Versionen gab es jahrelang Ohrwürmer wie „Take Me To The River“. Mit jeweils vier Hi-LPs auf den drei Doppel-CDs (auch „Call Me/Livin‘ For You/Al Green Explores Your Mind/Al Green Is Love“,4,0) und „Full Of Fire/Have A Good Time/The Belle Album/Truth ’n Time“ 4,0) kommen die Aufnahmen in erstklassigem Remastering und mit profunden Liner Notes. Preiswert dazu. Und clever: Über die drei Sets hinweg sind die Meisterwerke des Mannes so verteilt, dass alle braucht, wer sich nicht mit einem Destillat zufriedengeben mag.

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