Alt-J

This Is All Yours

PIAS Cooperative

Was nicht passt, wird passend gemacht: Der wilde Kunst-Pop des Trios aus Leeds bedient sich bei Folk, HipHop und Rock

Wer nur den verdrehten Smash-Hit „Breezeblocks“ vom Alt-J-Debüt „An Awesome Wave“ (2012) kennt, muss sich beim Auflegen des Albums „This Is All Yours“ auf einiges gefasst macht. Das ahnt man bereits beim Intro, das von Philip Glass stammen könnte, Stimmen als Klangkörper nutzt, Harmonien kurios verschiebt. Und eine Stunde später weiß man, dass im eklektizistischen Kunst-Pop von Alt-J für HipHop und Minimal Music ebenso Platz ist wie für Alternative- und Folk-Rock. Ach ja, Miley Cyrus kommt auch vor.

„Left Hand Free“ schielt zwar erneut in Richtung Charts. Das liegt nicht unbedingt an der Vorliebe der Band für deftig-soulige Rock-Grooves, zickige Gitarrenriffs und Nonsens-Texte („I tackle weeds just so the moon buggers nibble“). Vielmehr ist der Song angeblich als bösartige Replik auf die Plattenfirma gedacht, die sich ein weiteres „Breezeblocks“ gewünscht hat. Sonst herrscht auf „This Is All Yours“ ein herrliches Durcheinander. Songs enden selten so, wie sie begonnen haben. Mit großen Entwürfen wie dem „Nara“-Songzyklus werden Joe Newman, Gus Unger-Hamilton und Thom Green ihrem Ruf gerecht, die Fairport Convention des 21. Jahrhundert werden zu wollen. Dieser Dreiteiler meditiert erst über wenigen Klaviertönen, später entsteht zur Orgel und zu schweren Beats eine Art Folkgebet und schließlich wird daraus ein vielschichtiger, kaum fassbarer Klangkosmos.

Ebenfalls die Folk-Rock-Tradition verarbeiten Stücke wie das kunstliedhafte „Choice Kingdom“, das hypnotische „The Gospel Of John Hurt“, das sich an der berühmten Schockszene aus „Alien“ abarbeitet, oder die zart-schöne Ballade „Warm Foothills“, in der Alt-J die Stimmen von Conor Oberst, Lianne La Havas, Sivu and Marika Hackman rigoros aneinanderschneiden. Außerdem gibt es Flötenintermezzi („Garden Of England“), Posaunenchöre („Bloodhound Pt. II“). Und natürlich „Hunger Of The Pine “, das zunächst mit seinem Synthie-Piepen wieder nach Minimal Music klingt, bis sich ein R&B-Beat und ein Sample aus Miley Cyrus’ „4×4“ einmischen. „I’m a female rebel“, singt Cyrus. Und irgendwie passt das überhaupt nicht und doch ganz ausgezeichnet.