Alternativen :: von Maik Brüggemeyer

iverse – Bis auf Weiteres eine Demonstration

23 Jahre „Zick-Zack“/ „What’s So Funny About“-Label in Hamburg – nicht gerade ein rundes Jubiläum, aber auch der neue Sampler „Bis auf Weiteres eine Demonstration. Geräusche für den Tag danach“ ist alles andere als rund. Nicht alle der 36 Stücke sind vom eigenen Label, es gibt (wenige) „Prominente“ wie Knarf Rellöm, die Moulinettes, Parole Trixi, Mutter oder die Fehlfarben und viele relativ unbekannte Acts, von denen einige gar noch ohne Plattenvertrag dastehen. Wer sich bevorzugt in Hamburg oder auf Blumfeld-Konzerten aufhält, mag die ein oder andere Band schon einmal gesehen haben. So zum Beispiel die herrlichen Boy Division, die mit Megaphon, Gitarrengeschrummel und Billig-Keyboard von „These Boots Are Made For Walking“ bis „Love Will Tear Us Apart“ jeden Song klein kriegen, oder Tolerantes Brandenburg, für die ein Stück wie das hier zu hörende „Es regnet Kaviar“ mit seinen zwei Minuten schon fast episch zu nennen ist, so kurz und durchschlagend sind die sonst. Von schönstem Indie-Gitarrenrock bis zu verstörender/ enervierender Elektronik ist hier alles drauf .“Bis auf Weiteres eine Demonstration“ ist kein Label-Sampler, sondern eine Zusammenstellung, die ein bestimmtes Musikverständnis bedient (und hoffentlich auch generiert): unabhängig und politisch – as indie as indie can be. (Zickzack) 3,0

Dawn Of The Replicants – Touching The Propeller

Die schottische Antwort auf die Super Furry Animals wurden sie genannt, doch gegen Dawn Of The Replicants sind diese eine stinknormale Brit-Pop-Band. Nach den ersten Songs auf „Touching The Propeller“ ist man etwas ratlos. Was machen die da nur? Der Opener „Hollywood Hills“ klingt wie ein Van-Dyke-Parks-Stück – gesungen von Brian Wilson, überhaupt gibt sich Sänger Paul Vickersdieses Mal die allergrößte Mühe, wie der Ober-Beach-Boy zu klingen. Esfolgen der (natürlich ironische) Blues „Leaving Down“, das Psychedelic-Dance-Stück“Smoke Without Fire“, dann Elektronik, Jazz, Gitarrenrock und immer wieder Psychedelic. Man muss des öfteren an das erste Clinic-Album „Internat Wrangler“denken – und das nicht nicht nur wegen Melodica-Einsatz und schrulliger Texte. NerdrockatHsbest. (FLYlNGSPARK) 3,5

Amalgamated Sons Of Rest – Amalgamated Sons Of Rest

Neben Eyes Adrift die zweite Indie-Supergroup in diesem Monat. Und was für eine: Jason Molina von Songs: Ohia, Alasdair Roberts von Appendix Out und Will Oldham spielen traditionelle und selbstverfasste Seemannslieder und andere Weisen. Die Instrumentierung ist sparsam, im Vordergrund stehen die – im übrigen sehr ähnlichen – Stimmen unserer drei Helden. Jeder wählte zwei Lieder aus, gesungen wird reihum. Am Ende versteckt (auf der CD muss man nach dem sechsten Song etwa zwölf Minuten warten, bei der12″ einmal wenden) teilen sie sich noch das wundervolle „I Will Be Good“: „I been looking at the stars in the sky tonight/ And it looks like there’s room for mine.“ Bestimmt. (Galaxie) 4,0

The Movies – In One Era Out The Other

The Movies sind eine Band aus Kalifornien, die bei einem spanischen Label unter Vertrag stehen und klingen, als kämen sie direkt aus dem Manchester der 80er Jahre. Post-Punk. 27 Minuten The Fall, Joy Division, aber auch „More Songs About Buildings And Food“-Tak’mgHea6s und „Jesus Of Cool“ – Nick Lowe. (HOUSTONPARTY)3,5

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