Alternativen von Michael Ruff

Royal Trux – Veterans Of Disorder (Zomba)

Das Genre Rockmusik haben die New Yorker mit allen Untiefen kennengelernt: Chaos, Krach, Drogen, gescheiterte Major-Deals etc. Nun, mit Neuzugang David Pajo (Ex-Tortoise), sind sie bei einem Stil angelangt, der vor knapp zwei Dekaden als Rockpop im Äther kreiste. New Wave, der allgegenwärtige Bowie – die Stilmittel sind überdeutlich, doch es wären nicht die Royal Trux, wenn das Ganze nicht irgendwie schräg und pervers klingen würde. Verrosteter Glam, boshafte Scherze… In diesem Sinne machen sie da weiter, wo Urge Overkill vor eine paar Jahren von Jon Spencer abgelöst wurden. 3,5

Turbonegro – Darkness Forever (Bitzcore/Indgo)

Norwegens Meister des Gute-Laune-Punk’n’Roll verabschieden sich mit einem Live-Album. Angeblich, weil sie nicht länger mit ihrem Nachwuchs (Hellacopters, Gluecifer) in einen Topf geworfen werden wollen. Wer wird denn so empfindlich sein! Die Musik jedenfalls ist nichts für Sensibelchen, sondern eine fulminante Rockshow mit Greatest-Hits-Anspruch, die zumindest jeder Rocker, der nichts von ihnen im Stall hat, unbedingt akquirieren sollte. Aber Obacht: Bald kommt eine Vinyl-Version mit Bonus-Tracks. 3,0

Bardo Pond – Set And Setting (Matador/Zomba)

US-Kollege David Fricke verglich diese Band mit den frühen Pink Floyd, Amon Düül II und Sonic Youth. Letzteres ist am ehesten nachvollziehbar, denn ihr überschwenglich verzerrter Noise Rock erinnert stark an den Sound der späten Achtziger, als es in der New Yorker Schule verpönt war, mit klaren Akkorden zu musizieren. Sonic Youth, gewissermaßen. 3,0

Superchunk – Come Pick Me Up (Matador/Zomba)

Auf dem neunten Longplayer in zehn Jahren zeigt sich die Band aus North Carolina in derart guter Form, dass man ihnen wieder mal den baldigen Dutthbruch prophezeien möchte. Ob’s diesmal klappt? Produziert von Jim O’Rourke ist ihnen ein prima Alternative Pop Album von fast beängstigender Vielfalt gelungen. Mit Streichern und Jazz-Bläsern auf der Gästeliste, wunderbaren Hooklines („Hello Hawk“), ergreifenden Emo-Hymnen und der Lust, auch mal besondere Rhythmen auszuprobieren. Als Erkennungszeichen bleibt Mac McCaughans erstaunlich hohe Singstimme, bei der wohl jeder Probehörer auf eine Dame tippen würde. 4,0

Sarah Dougher – Day One (K/Hausmusik)

Erstes Solowerk der Multiinstrumentalistin, die auch in der Band Cadalaca (mit Sleater-Kinney’s Colin Tucker) spielt In den Folk-beeinflußten Songs beschreibt sie Menschen im täglichen Leben aus feministisch-ironischem Blickwinkel, und ihre Harmonien prägen sich ein. Hier haben sowohl Joni Mitchell ab auch Queercore-Bands wie etwa das Team Dresch Pate gestanden.

3,5 Marine Research – Sounds From The Gulf Stream (K/Hausmusik)

Seit über zehn Jahren widmen sich die hier beteiligten Musiker der Pflege britischer Indie-Pop-Tradition. Erst als Talulah Gosh, später als Heavenly und nun unter neuem Namen. Die schrammeligen Gitarren spielen heute keine große Rolle mehr, dafür ist ein luftigsonniges Album mit freundlichster Picknickmusik herausgekommen. Das ist Britpop, aber für besonders klare Tage.3,0

The Gist – Embrace The Herd (Ryko/Zomba)

Ab treibende Kraft der Young Marble Giants trug sich Stuart Moxham 1980 ins Pop-Geschichtsbuch ein. Sein Nachfolgeprojekt brachte es auch nur auf ein Album, welches (um vier Songs aufgestockt) nun ab Reissue vorliegt Im Gegensatz zum zeitlosen Charme des Vorgängers wirkt das Material hier eher skizzenhaft und uneinheitlich. Kein Klassiker also, doch ein richtungsweisendes Werk in Sachen Lo-Fi/ Easy Listening. 3,0

Camper Van Chadbourne – Used Record Pile (Knitting Factory)

Als David Lowery noch nicht dem manchmal fragwürdigen Rumpel & Country-Rock von Cracker vorstand und bei Camper Van Beethoven nicht allein das Sagen hatte, unternahm die mittellose Band zwischen 1987 und 1991 einige Tourneen mit dem mittellosen Faktotum Dr. Eugene Chadbourne. „Used Record Pile“ enthält Live-Versionen der ganz erstaunlich rührenden und irren Songs. Camper dudeln, fiedeln, picken und treten Bluegrass-Schmonzetten out oftune, wie nur sie es konnten. 4,0

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