Andrew Bird – The Swimminq Hour

Beim Stichwort Chicago denkt kaum noch jemand an Post-Rock, und auch Andrew Bird, der dort residiert, ist vom flügellahm gewordenen Gefrickel so weit entfernt wie Tortoise von einer aufregenden Platte. Postmodern aber ist Birds Schaffen dennoch: Gleichermaßen begnadet wie besessen spielt er die Violine und singt dazu mal wie ein Soulman und mal wie ein Bluesoder Roots-Rocket In den emphatischsten Momenten, wenn Birds Stimme mit den fiebrigen Streichern wetteifert, meint man, eine beschwingtere Version von Jeff Buckley zu vernehmen. „And it happened long ago/ These things these things that make me walk so damn slow“, resümiert der noch junge Bird fast altersweise im großartigen „Headsoak“. Jeder einzelne Schlagzeugtupfer hat Seele und die überbordende Spielfreude der fiinfköpfigen „Bowl Of Fire“-Band (berückend: Vokalistin Nora O‘ Connor) ist in jedem Moment zu spüren.

Was „The SnHmming Hour“ aber so unverwechselbar und mitreißend macht, ist die Vielzahl an Spielarten und Musikstilen, die der Songwriter schon nach drei Alben beherrscht: Country, Blues, Jazz, Folk, Soul, Garage, Rock. Zuweilen nimmt sich Bird auch längst vergessenen Stücken an, die er geringfügig verändert oder umarrangiert: „Too Long“ ist ein lapidarer Country-Klopfer aus den 30er Jahren, „Fatal Flower Garden“ dagegen ein anglo-irisches Schauermärchen, das den Hörer frösteln lässt: Ein spielendes Kind wirft seinen Ball versehentlich in den Blumengarten einer Zigeunerin, die es daraufhin in den Garten lockt und in ein Zimmer sperrt, in dem niemand seine Schreie hören kann. „If my dear father should call for me, teil him that I am dead/ Bury the bible at my head“, erzittert der Knirps.

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