Antichrist :: Start: 10.9.

Der Provokateur, wie er geliebt oder gehasst wird, ist zurück. Nach der amüsanten und etwas lauen Kapitalismus-Farce „The Boss Of It All“ inszenierte Lars von Trier wieder einen Skandal, der ebenso berechnend wie größenwahnsinnig anmutet. Ein Mann (Willem Dafoe) und seine Frau (Charlotte Gainsbourg) schlafen miteinander. Bei Trier sieht das aber nicht leidenschaftlich, sondern besessen aus. Die Strafe: Ihr kleiner Sohn stürzt aus dem Fenster. Sex, Sünde, Schuldgefühle, dekliniert dieser Prolog. Und ewig lockt das böse Weib. Die Hexe (im Logo von „Antichrist“ prangt das Venus-Symbol) muss exorziert werden. Modern heißt das therapieren. Zu allem Unglück ist der Mann selbst Psychiater und schleift seine Frau zum Traumtherapie-Trip in den Wald. Stell dich deinen Urängsten. Dort mutiert das finstere Kammerspiel zum bizarren Splatterfilm. Es wird gefickt, gefoltert und geschrien, anders kann man es nicht sagen. Die Hölle sind wir selbst. Abgeschmackt, aber so ist es. Wer will, kann viel herauslesen aus den Horror-Metaphern. Aber Mitgefühl, Verständnis oder gar Katharsis empfindet man nicht. Es sei sein wichtigstes Werk, mit dem er seine Depressionen verarbeitet habe, dröhnt Lars von Trier. Therapie zwecklos.

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