Bad Religion

No Substance

Dra (Sony Music)

Was soll man sagen? Jungs, Ihr habt recht Nie etwas anderes behauptet, immer nur den Stiefel runtergespielt, dann fiel die Mauer, starb Cobain, Green Day als Kinder-Punkrock, Bad Religion plötzlich in den deutschen Charts, ein Jahrzehnt nicht umsonst geackert. Weil anderswo kein Bedarf bestand, kümmerte sich gleich ein deutsches Label um die verdienten Veteranen. Die danken mit immer neuen alten Platten.

„No Substancc“ heißt die letzte, und auch das ist natürlich nur Koketterie. Denn das hemmungslos Simple, das Bad Religion spielen, beherrschen sie wirklich. Und wirklich: Wie groß ist der Unterschied zu den mythischen Hüsker Du der letzten Phase, der Unterschied also zu „Candy Apple Grey“ und „Warehouse: Songs And Stories“ Hüsker Du hatten Bob Mould und Grant Hart, Haß und Liebe, Zorn und Verzweiflung und die besseren Songs, vor allem hatten sie natürlich die bessere Haltung: „Nach uns die Sintflut“ So kam es dann ja auch fast Bad Religion arbeiten moderater an ihrer eigenen Zerstörung. Drogen ja, aber Greg Gaffin ist trotzdem noch Lehrer. Wird in Deutschland nur gesoffen in diesem Berufsstand, kann man sich in den USA mühelos auch vorstellen: „Den Kollegen gesehen? Hat ’n ganz schönes Smack-Problem.“ Na, solange er kein Sportlehrer ist Politische Erziehung ist hier eher das Fach, und da wird es blöd: „The Biggest Killer In American History“ und „The Hippie-Killers“ sind der übliche Manson-Schmarren, „Sewing The Seeds OfUtopia“ hoffentlich ein Witz und „Raise bur feice“ eine Idee von New Model Army, aber natürlich mit dem Kumpano Campino, einem Mann, der seine Stimme mit Gerhard Schröder ebenso gern erhebt wie mit Gorbatschow, der sich bei dem Punkrock-Clown zu Recht an die Scorpions erinnert fühlt, die ihn mal besuchten.

Der Wind der Veränderung ist an Bad Religion vorbeigeweht. Aber von Totgeburten Metamporphosen zu erwarten, das wäre auch geradezu vermessen.