Badly Drawn Boy – The Hour Of Bewilderbeast

Kaum zu glauben, aber aus jemandem, der als Teenager mit Stickern von Saxon, Magnum und Spyder auf der Jeansjacke herumgelaufen ist, kann tatsächlich noch etwas werden. Damon Gough, der Mann hinter dem Etikett Badly Drawn Boy, ist so etwas wie die britische Antwort auf Beck Hansen. Auf fünf EPs vollzog der 29-Jährige in zwei Jahren eine rasante Entwicklung von flackerndem Funk über Latin-Jazz-Pop und TripHop bis zu dem angeblichen „Future Folk“, der jetzt sein erstes Album kennzeichnet. In fast einjähriger, manischer Tüftelei in den Codebreaker Studios in Manchester hat das schlampige Genie 18 Stücke erzaubert, die so schön und seltsam wie eingängig und spröde sind. Wenn sich der „schlecht gezeichnete Junge“ nicht oft mit wie zufallig hingehuschten Song-Skizzen begnügen würde, wäre sein Debüt „The Hour Of Bewilderbeast“ ein Konzeptalbum in der „Pet Sounds“-Liga. Aber so muss man es mit Humor nehmen, wenn ein wundervoll ätherisches Folk-Pop-Juwel wie „Fall In A River“ zum ganz großen Sprung in den Gehörgang ansetzt – um nach 90 Sekunden buchstäblich in einem lang gezogenen Gurgeln zu ertrinken.

Ansonsten trifft sich Eklektizismus Marke Beck mit der klassizistischen Arbeitsweise Scott Walkers und Samplegetriebenen Songstrukturen, die einen Teil ihrer mit jedem Hören zunehmenden Anziehungskraft steter Wiederholung nach Dancefloor-Muster ziehen. Dick-Dale-Gitarren, Beades-Streicher, verwischte Simon & Garfunkel-Gesangsparts, Drum’n’Bass-Elemente – in BDB-Stücken kann einem alles begegnen. Darüber hinaus ist Badly Drawn Boy mit der für Musiker eher seltenen Gabe realistischer Selbsteinschätzung ausgestattet: „There’s a lyric in my song ,Pissing In The Wind‘ that goes „I’ve been pissing in the wind/ I chanced a foolish grin/ And dribbled on my chin“, which sott of personifies what I do.“ In England regt sich wieder etwas. In den Wind pinkeln lohnt wieder.

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