Banks :: Dem Interpol-Sänger gelingt ein vielschichtiges, souveränes Werk

Julian Plenti hat seine Schuldigkeit getan. Für seinen zweiten Soloausflug schlüpft Interpol-Sänger Paul Banks nicht mehr in eine fremde Identität. Und doch erweist sich hier vieles anders als erwartet. Wie Bariton Banks im vorab veröffentlichten, mit seinen infernalischen Beats wie für die Indie-Disco geschnitzten „The Base“ plötzlich in Falsettgesang verfällt, so wechseln die Stimmungen und gefühlten Temperaturen, setzen unvorbereitet akustische Parts ein, wühlen die sich mitunter furios zusammenbrauenden Finale auf. So entkommt der Künstler den unerwünschten Joy-Division-Tags und findet sich in Rufweite von Bands wie den Dirty Projectors wieder, während er sich offen zu augenscheinlichen Einflüssen bekennt: „Changed by Folk Implosion when I was 17 …“ Ironischerweise sind es ausgerechnet „Lisbon“, ein Instrumental, lebensbejahend wie ebendiese Stadt, und das wie ein Soundtrack anmutende, mit einem von Chris McHenry gesprochenen Dialog aus dem Kurzfilm „Black Out“ (2009) unterlegte „Another Chance“, also die Bariton-freien Zonen, die Banks neuen Lebensabschnitt manifestieren.

Und, ja: Banks benutzt das Wort „relax“! Der aktuelle Freund von Helena Christensen stellt sich keineswegs als getriebene Persönlichkeit dar, sondern vielmehr als jemand, der vielleicht nicht mit Julian Plenti im Reinen ist, aber dafür mit sich selbst. Wenn er dann in „Over My Shoulder“ – drei Minuten Alternative Pop, wie man ihn zu Zeiten der Psychedelic Furs kannte – alte Dämonen abruft, vermittelt uns das ziemliche Souveränität. Ein Album wie ein sich kaleidoskopartig veränderndes Bühnenbild. Thanks, Banks! (Matador/Beggars) Frank Lähnemann

The Lumineers

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