Beats

Breakbeat Era Ultra Obscene (Intercord)

Vor zwei Jahren waren Roni Size und sein Drum’n’Bass-All-Star-Team Reprazent eine Saison lang die Könige der Clubs: Ihre Musik klang sexy und vertrackt, soulig und dabei doch avantgardistisch. Zu Recht gilt das Debütalbum J^ew Forms“ auch heute noch ab Mebterwerk eines Genres, das sich im Monats-Rhythmus neu definiert Doch Reprazent ist nur eine Facette des musikalischen Schaffens von Roni Size: Die härteren, böseren Times veröffentlicht der Mann aus Bristol auf kleinen Underground-Labeb wie „V“, „Dope Dragon“, oder „Füll Cyle“. Auf letzterem erschien 1997 ein Song namens „Breakbeat Era“, den hatte Size unter dem Namen Scorpio zusammen mit seinem Reprazent-Kollegen DJ Die aufgenommen.

Und wieder einmal hat Size voll ins Schwarze getroffen:,, Ultra Obscene“ ist zwar nicht unbedingt „ultra-obszön“, aber deutlich schmutziger und rauher „.Das fangt schon an mit Leonies Stimme: Sie bt kratziger und direkter ab die von Reprazent-Sängerin Onallee – gelegentlich fühlt man sich sogar an den Gesangsstil der legendären Girl-Punks The Slits erinnert Häufig tauchen Samples auf, die klingen nach Bernard Hermans Soundtracks für Alfred Hitchcock – großes Drama wird ab ruppiges Trash-Format reproduziert Und das bt verdammt schlau, denn so tappen Breakbeat Era nicht in die Jch-bin-ein-großer-Künstler“-Falle, die Goldie und etlichen anderen Drum WBassern bereits zum Verhängnb wurde. Breakbeat Era wildern im Dschungel der Popkultur – Rock, Funk und Electro paaren sich mit Basslines, die manchmal röhren wie gigantische Zahnbohrer, und Beats, die treffen wie die Schläge von Mike Tyson. 4,5

Quarks Königin (Monika/indigo Persönlich gemeinte Popsongs können schwer in die Hose gehen: Der eine denkt an ^ntimhäts-Terror“, die andere an pathetischen Kitsch. Nicht so bei Quarks. Das Berliner Duo spielte früher oft in fremden Wohnzimmern, entsprechend privat und minimalistisch sind die Liedet Jovanka von Wülsdorfs sehr schöne Stimme klingt neugierig staunend, die Elektronik von Nieb Lorenz abenteuerlustig. Ein traumhafter Brückenschlag zwbchen dem Früh-Achtziger-Songwriting der Young Marble Giants oder dem Old-School-Minimalbmus von DAF, gemixt mit abstrakter zeitgenössischer Elektronik, egal ob von Aphex Twin oder Pole (der diese Platte auch gemixt hat). 4,0

M. Afmann Presents

Turtle Bay Country Club (UNIOUE/PP SALES FORCES) Eklektizismus kann nerven – denn das Zusammenfassen verschiedener Stilformen funktioniert meist wie eine riesige Neonreklame: Vorsicht, Musik-Snob! Doch der Hamburger Musiker und Produzent Mathias Arfrnann darf das. Seine Platten mit den Kastrierten Philosophen oder die Produktionen für die Absoluten Beginner zeigen, dass er nicht auf Sound-Gimmicks setzt, sondern nur den ganz natürlichen Fluss des Klangs unterstützt. Bei diesem Freestyle-Album haben ihm unter anderen Lothar Meid, Charles Curtis und der ehemalige Absolute Beginner Mardin Wilkes geholfen. 3,0

FazeAction MovingCities (NUPHONIC/pias)

House Music ist ja oft ausgesprochen selbsOeferenüelL dicke Glamour-Diven, großstädtischer Hedonismus – und ewig klopft der 4/4-Takt Doch das Duo, Faze Action – verstärkt durch den singenden Ex-Orange-Juice-Schlagzeuger Zeke Manyika – bringt Farbe ins SpieL Dir zweites Album klingt mehr nach Fela Kuti ab nach einem durchschnittlichen Masters At Work-Track. Der Dschungel lockt mit Trommeln, Polyrhythmik und afro-karibischem Flair. 4,0

Johannes Heil luminate The Planet

(K A N ZLER A MI/EFA) Techno bt sicher nicht jedermanns Sache: zu puristisch, monoton und oft nur an winzigen Sound-Details interessiert Für das Volk ungoutierbac Der schlaue Johannes Heil weiß das und verwöhnt uns deshalb mit dem gesamten Spektrum des Genres. Und, sieh mal an, da passiert ja tatsächlich eine ganze Menge: Das klingt, je nachdem, mal fremdartig, fiinky, entspannt oder pumpend und bt auch im Detail mitreißend und innovativ. 3,5

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