Beats – von Jürgen Ziemer

Dendemann 3,5 vom vintage verweht

Als Kind hat Dendemann sicher mal eine rostige Gießkanne verschluckt. Die rau trötende Stimme ist heute jedenfalls das Markenzeichen von Deutschlands bestem Rapper – nach den unschlagbaren Reimen und absurd lustigen Wortspielen, natürlich. „Vom Vintage verweht“ ist eine um zahlreiche Updates und Extras erweiterte Deluxe-Variante von Run DMCs „King Of Rock“-Mbum. Also Rap, der rockt – und zwar wie frisch aus der Garage. „Metapher Than Leather“, eben. Die perfekte Einstiegsdroge, selbst dem Hip-Hop-Hasser ans Herz gelegt, (yo mama/four/soky>

Gonjasufi 4,0 A Sufi And A Killer

So psychedelisch, so far out und so nahe am Ausdruckstanz war Hip-Hop noch nie. Gonjasufi sieht aus wie ein in der Wüste hausender Guru und sein gelegentlich an Iggy Pop erinnernder Sprechgesang ist von heiserer Dringlichkeit. Dem bärtigen Sufi steht ein Kapellmeister und DJ zur Seite, der sich Gaslamp Killer nennt, beim besten Stück des Albums, „Ancestors“, hat auch Flying Lotus mitgewirkt. Einige der Tracks klingen wie alte Stooges-Bootlegs, andere wie religiös rituelle Electronica. Ziemlich genialer Freestyle. (warp/roughtrade)

Ulrich Schnauss 3,5 Missed Deadlines

Der 1977 in Kiel geborene Ulrich Schnauss wohnt in einem Klang-Universum zwischen Kosmischen Kurieren, Shoegazern und Chill-Out-Zonen. „Missed Deadline“ ist eine Sammlung epischer Remixe, ein smaragdgrüner Ozean voller freundlich ineinander fließender Strömungen und Sounds. Selbst Katharina Frank klingt hier, als würde sie den ganzen Tag mit fluoreszierenden Delfinen spielen. Egal, ob die Vorlage von Mojave 3, Dragons oder Lunz stammt – am Ende klingt alles nach Schnauss. (rocketgirl)

Dial Artists 3,5 2010

Das Hamburger Label Dial feiert seinen zehnten Geburtstag mit elf unveröffentlichten Stücken und einem Klassiker: Dominiques „He Said“. Alle Tracks wirken wie aus einem Guss, obwohl es eigentlich große stilistische Unterschiede gibt: Kunst-Pop von Phantom Ghost, House von Isolee oder die sich entfaltenden Techno-Klangwelten von Pantha Du Prince. Es ist die Klarheit, die minimalistische Schönheit, der Wille zur Kunst, die alles miteinander verbinden. Kapriziös und edel. (dial/roughtrade)

Lall Puna 2,5 Our Inventions

Vor über fünf Jahren erschien das letzte Album „Faking The Books“, und viel Neues hat sich seitdem offenbar nicht getan. Die angenehme Musik der Weilheimer blubbert immer noch wie ein einlullendes Schaumbad, in dem Valerie Trebeljahr sitzt und staunt und haucht und summt. Früher galt diese harmlos spielerische Mischung aus Indie-Pop und Electronica mal als die Zukunft, (morr/indigo)

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