BEATS :: VON KLOOS & WELLNER

Man hätte ja eigentlich die Uhr danach stellen können. So wie der faulige Hype eines „Jazz-Rap“ das HipHop-Lager der frühen 90er Jahre durchwehte, dauerte es natürlich nicht lange, bis die Vertreter des Intelligent Drum’n’Bass den Plattenschrank ihrer Eltern so weit durchwühlt hatten, bis findige Marketingkräfte einen passenden Stempel dafür gefunden hatten. So plätschern für den Sommer seicht-verkopfte, uninspiriert kompilierte Sampler wie „Heart Of Jazz“ (Play It Again Sam) ins Haus, und ein Ende ist nicht abzusehen.

Interessanter ist da ein Experiment von Lab Records: Intelligent Ambient-Artists aller Länder haben sich unter dem Motto „In-Different: Live At Pfeiffer-Beach (RTD) vereinigt, um ihre Latinsowie Easy-Listening-Träume auszuleben. Von Jimi Tenor bis Gentle People und Mateo mixen sie sich an der Bar einen bunten Cocktail und lassen es sich am Pool gutgehen. Jeder nach seiner Facon, fest schon ein Hörspiel. Eine klasse Sommerplatte! 3,0

Auf der Sampler-Empfehlungsliste für die Grillparty stehen außerdem „Freestyle Files Vol. 4“ (K7/RTD) und „Darque Fonque Vol. 2“ (Middle Earth/EFA). Stilistisch gilt für beide nomen est omen, auf der Richterskala: 3,5

Umgehauen hat uns „Millenium“ von MAKAI (Alternation/Intercord). Hanau ist dank DJ Kabuki und seinen Freunden und Projekten ja sowas wie die harte Schule des Drum’n’Bass in Deutschland, gern auch von der Londoner No U-Turn Posse mit Props versehen. Makai ist eines der genannten, und es glänzt als komplett gemixtes Album wie mit einzelnen Tracks. Die Bässe bombardieren deinen Magen wie die Fäuste der Klitschko-Brüder, die Soundflächen sind so breit wie ein Ganja-Kongreß. Kranke Marschmusik für Spielhallen, wahnsinnige Märchenerzählungen paranoider Bassheads, und dabei so warm wie eine Kuscheldecke unterm Weihnachtsbaum. 4,0

Nicht ganz so explosiv ist leider der erste Mix des Portishead-DJs ANDY SMITH ausgefallen. „The Document“ (Motor) ist eine schöne, geschmackvoll zusammengestellte Sammlung seiner alten Vorbilder von The Meters bis Jungle Brothers und Grandmaster Flash bis Barry White. Am Ende aber doch nicht mehr als eine schöne Untermalung für eine unspektakuläre Geburtstagsfeier. 2,5

Hinter dem ALEX MARTIN ENSEM-BLE steckt ein junger Katalane, der mit seinem zweiten Album Join The Band“ (Different/Connected) auch seinen eigenen Stil gefunden zu haben scheint Er spielt mit Jazzbreaks, mit dunklem, aber wohlig warmem Elektronikblubbern und Slow-Motion-Anfällen. Loungin‘ Music irgendwie, bis dann doch fette Drum-Beats heranroüen und die Büffel von der Bar auf die Tanzfläche treiben. 3,5 RASMUS ist ein alter Schwede, der übliche Zutaten wie Big Beats, Electro und Electronic Listening zu einem ausnehmend schönen Konvolut zusammenrührt. Und so rockt JMass Hysteria“ (Bolshi/EFA) ja ziemlich das Haus, auch als komplettes Album. 4,0

Ein alter Freund der Familie ist natürlich DERRICK MAY, der mit neuem Material auf sich warten läßt, aber endlich einmal all seine Hits und Klassiker auf zwei CDs versammelt Innovator“ (R&S/RTD) ist echtes Edutainment: genießen und lernen, wie Techno aus Detroit zu dem wurde, was es mal war. 4,0

Weiter östlich, in New York, lebt der HipHop-Underground. Dafür sorgt seit 1991 der Club „Lyricist Lounge“, der jungen Talenten Live-Auftritte und – protegiert von diversen Rap-Größen – Tourneen ermöglicht Einen Einblick in das Werk der Talentschmiede gibt der Sampler „Lyricist Lounge Vol. 1“ (Rawkus/Groove Attack). Noch unbekannte Acts wie Cipher Complete oder Natural Talents geben einem den Glauben an die Zukunft des HipHop zurück! 4,0

Die Compilation „Electro Empire“ (EMI) trägt dem derzeitigen Revival des Electro-Sound Rechnung. Frische Remixe von liebgewonnenen Dinosauriern wie Run D.M.C. und Afrika Bambaataa schlagen die Brücke zu erst recht unvergessenen Klassikern von Shannon, Freeze und Man Parrish.

Cool: the Old School for a new generartion! 4,0

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