Beirut

March Of The Zapotec / Realpeople: Holland

Der inzwischen 22-jährige Zach Condon bleibt ein verspieltes Wunderkind: Auch das dritte Album seines Projekts Beirut ist etwas Besonderes – und das nicht nur, weil es sich dabei um zwei völlig unterschiedlich klingende EPs handelt. CD Nummer eins trägt den Titel „March Of The Zapotec“ und entstand zusammen mit einer obskuren mexikanischen Blaskapelle.

Die Mutter eines Freundes hatte Condon von der 19-köpfigen Band aus Teotitlan del Valle erzählt und nachdem er schnell noch einen Dolmetscher angeheuert hatte, saß der musikalische Tausendsassa schon im Flugzeug in die mexikanische Provinz Oaxaca. Die meisten der dort entstandenen Stücke sind Instrumentals, schwere Beerdigungsmärsche, oder feurige Fiesta-Tänze, die den Balkan-Sound der beiden vorherigen Alben charmant variieren. „La Llorna“ ist sicher der schönste Song von „March Of The Zapotec“. Hier erklingt wieder eine dieser sehnsuchtsvollen Melodien, die den schnaubenden und stampfenden Bläsern erst richtig Flügel verleihen.

Auf der zweiten CD benutzt Zach Condon einen Namen, unter dem er schon als Teenager musizierte: Realpeople. Hier gibt es keine Blasorchester aus entlegenen Regionen der Welt. „Holland“ ist eine eigenwillige, Homerecording-Version von Eighties-Pop. „My Night With A Prostitute From Marseille“ klingt von der Melodie her ganz ähnlich wie die Songs von Beirut. Doch der Beat kommt aus der Box, und überhaupt blubbert es hier so niedlich elektronisch wie einst bei den jungen Depeche Mode.

„My Wife, Lost In The Wild“ ist dann schon einen Hauch rauer und kombiniert verschiedene Gesangsspuren mit analogen Synthesizern und einem straighten Beat. „Venice“ klingt am Anfang fast wie die Psychedelic-Elektroniker Boards Of Canada, später kommen geisterhafte Bläser-Samples dazu- vielleicht der überzeugendste Song der „Realpeople: Holland“-EP.

„March Of The Zapotec / Realpeople: Holland“ ist die erste Veröffentlichung auf Condons eigenem Label Pompeji Records und wohl eher für Fans gedacht, die auf neuen Stoff warten. Man spürt die vielen Möglichkeiten, die Beirut immer wieder neu ausloten- hier zeugt nichts von Stillstand, im Gegenteil. Aber wer nicht zum Kreis der Kenner und Liebhaber gehört, sollte besser auf das nächste, reguläre Album warten. (Pompeji/Indigo)