Beth Gibbons & Rustin Man – Out Of Season :: Go Beat

„Out of Season“ – selten war ein Albumtitel treffender, denn dieses Album erschien in Großbritannien schon Ende Oktober letzten Jahres, und da gehörte es auch hin, denn hier handelt es sich eindeutig um einen Gefährten für die kalte Jahreszeit Am besten hört man sie wohl im Zug sitzend, auf die aus den Nebeln hervorlugende Landschaft schauend. Es sind die Nebel der Vergangenheit. Durch sie erkennen wir schemenhaft Nick Drake, Billie Holiday, die Tindersticks und Hans Castorp.

„Out Of Season“ – aus der Zeit gefallen.

„Out Of Season“ ist ein Gemeinschaftsprojekt von der göttlichen Portishead-Chanteuse Beth Gibbons und Paul Webb, dem eher farblosen Bassisten von Talk Talk, der wohl an den großen Alben der Band, wie „Spirit Of Eden“ und „Laughing Stock“, keinen besonders großen Anteil hat Aber es ist doch vor allem der Name dieser so entrückt schönen Band, der uns benebelt, wenn wir an „Out Of Season“ denken. Eine Magie, die eine Band wie Portishead bei aller Bewunderung nicht hervorzubringen imstande ist. Es sei hier trotzdem erwähnt, dass Adrian Utley hier auch mitwirkt.

„Out Of Season“ steigt also aus dem Nebel. Mit der Zeile „God knows how I adore Life“ und Geisterchören. Ein schöner Weg in ein Album, eine Kontemplation. Doch schon der zweite Song schreckt uns wieder auf: In „Tom The Model“ gibt Beth Gibbons Bryan Ferry, doch Scott Walker wäre uns an dieser Stelle lieber gewesen. Der einzig weltliche Moment dieses Albums. Die Größe von Portisheads „All Mine“ erreicht das Lied nicht. So dauert es bis zum dritten Song, bis wir der Stimmung dieses Albums erliegen. „Let the show begin“, haucht Beth Gibbons. Nichts zu spüren von der Kälte ihrer Stimme zu Portishead-Zeiten. Spätestens mit der Billie-Holiday-Hommage „Romance“ sind wir ihr verfallen.

Nie hat man sie schöner und variantenreicher singen hören als auf „Out Of Season“. Das alles überragende Aquarell „Sand River“, das unheimliche „Spider Monkey“, die Nick Drake-Reminiszenzen „Resolve“ und – klar! – „Drake“, der verstörende Scott-Walker-Soul „Funny Time Of Year“: jeder Song ein Lebenswerk. Bis zum manischen Abschluss „Rustin Man“.

Auf „Out Of Season“ hält der Winter Einzug, doch Beth Gibbons entpuppt sich zum Schmetterling. „And the moments that I enjoy/ A place of love and mystery/ I’ll be there anytime.“ Schon bald beginnt der Frühling. Wir hören weiter „Out Of Season“.

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