Bob Mould Beauty & Ruin *** :: Blick zurück: etwas Hüsker Dü, etwas Sugar, etwas „Workbook“

Geschichten, die im Untertitel behaupten „beruht auf einer wahren Geschichte“, sollte man stets misstrauen. Selbst wenn sie Bob Mould erzählt, und wenn die Story, um die es auf „Beauty &Ruin“ geht, seine eigene sein soll. Doch tatsächlich verpackt er die Vergangenheitsbewältigung, die ihren Ausgangspunkt im Tod seines Vaters im Oktober 2012 nahm, so eindrücklich und raffiniert, dass sich die Platte als sein bestes Soloalbum seit „Workbook“ (1989) erweist.

Wenn Bob Mould von sich selbst erzählt, wundert es nicht, dass die Platte missmutig beginnt. „Low season turn the sunlight down/ No reason left to stay around/Low season in the frozen ground“, singt Mould zum verschleppten Beat von „Low Season“, und seine Stimme scheint wie zu Zeiten von Hüsker Dü in der Wand aus verzerrten Gitarren zu verschwinden. An Moulds (Post-)Hardcore-Zeit in Minneapolis erinnern auch das hochkomplexe „Nemeses Are Laughing“, in das er ein bisschen Doo-Wop einschmuggelt, oder „Kid With Crooked Face“, das sich explizit mit seiner Vergangenheit auseinandersetzt. Eher an Moulds früheren Soloarbeiten orientieren sich dagegen Nummern wie das poppige „Forgiveness“ und der Singalong „Let The Beauty Be“, bei denen der Verzerrer ausgeschaltet bleibt. Aber nur ausnahmsweise. Denn lieber vertont er seine Lebensbilanz mit knackigem Punkrock: in „Tomorrow Morning“,“Fix It“, oder „Hey Mr. Grey“ – einem fast schon fröhlichen Lied übers Älterwerden.

Es ist erstaunlich, wie kompakt der Sound ist, den Bob Mould mit Bassist Jason Narducy und Drummer Jon Wurster raushaut. Vor allem, wenn sie sich am Power-Pop von Sugar versuchen wie in „I Don’t Know You Anymore“ oder „Fire In The City“, in denen sich wieder einmal catchy Hooklines düstere Lyrics verbergen. Herzstück des Albums ist aber „The War“, das Mould an seinem 57. Geburtstag in Steve Albinis Electrical Audio Studios aufgenommen hat und in dem er ziemlich laut über Leben und Tod nachdenkt: „Don’t give up and don’t give in“, fordert er am Ende, als der Song stiller wird. (Merge) GUNTHER REINHARDT

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