Bobby Conn – The Golden Aqe

Mit Pomp sing Conn von der Wahrheit der Postmoderne (oder so)

Bobby Conn ist so ein 21st Century Schizoid Man. Wahrscheinlich mit Sternenstaub vom Mond gefallen und dann in einem Kaff im Mittleren Westen mit Punkrock genährt. Da war alles klar. Noch. Wer Black Flag hörte, konnte den Pomp-Rock vom Schlage Journey und Styx nur verachten. Was aber die Jugend weiß, mag in späteren Jahren schon wieder strittig sein.

Heute lebt Conn in Chicago. „The Golden Age“ ist seine dritte richtige Platte. Eingespielt hat er sie mit Hilfe solcher freimütig zwischen Pop und Improvisation pendelnder Kollegen wie dem Cellisten Fred Lonberg-Holrn. Die Technik besorgten Jim O’Rourke und John McEntire. Namedropping aus dem Kunstkatalog.

Das gemalte Coverbild zeigt eine pralle Orange, aufgeschnitten und den Blick öffnend auf ein fröhliches Pärchen im Badedress. Klar: der Garten Eden als Urlaubsziel. Das goldene Zeitalter als Werbeversprechen. Wenn man es schon verloren hat, wird es halt künstlich nachgebaut. Und noch ein Schrittchen weiter: künstlerisch. Was ja immer ein Ausweg ist. Die Hintertür, um sich wieder mit einer Metasprache den Dingen anzunähern, für die einem einfach keine schlichten Slogans mehr einfallen.

Auf diesem konsequenten Umweg ist Bobby Conn bei dem einst geschmähten Pomp gelandet, um die Sache gleich richtig zu übertreiben. Das Pathos hat er ihm unter den Füßen weggezogen, dafür ist die Musik feinnerviger. Angespitzter. Voller funky Glamour. Ein Theatraliker. Schillernd und besoffen vom Luxus der exquisiten Instrumentierung. Mit beflügelten Bläsern, die Geigen kregel. Auch mal ein aufmerksames Ohr bei Brecht/Eisler. Wie Conn überhaupt für jeden seiner Songs freigiebig mit den Melodie-Ideen wuchert und das auch mit geschickter Hand zu ordnen weiß, dass nichts nach einem Fleckerlteppich klingt. Zickig darf die Musik dennoch streunen: Gerade hat sie das Kinn kunstvoll träge im Melancholiegestus gewägt, um sich gleich wieder als Pop aufzublähen.

Sehr unterhaltsam ist das, und auf verquere Weise geht es einem auch nah. Bobby Conn singt von der verzweifelten Wahrheit der Postmoderne.

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