Brad

United We Stand

V2 Benelux/Soulfood VÖ: 27.04.2012

Wussten Sie, dass das hier schon das fünfte Album von Brad ist? Selbst Grunge-Kenner erinnern sich maximal an das 1993 erschienene Debüt der Nebenband von Pearl Jams Stone Gossard. Damals waren Brad anders, spielten cool psychedelische Soul-Grunge-Grooves und schienen eine Spur elaborierter, wissender als die Bands des Seattle-Hypes. Nun feiern Brad bald ihren zwanzigsten Geburtstag und spielen noch immer – freilich nur, wenn Stone Gossard genügend Zeit hat. Der Star der Band ist dabei allerdings weiterhin Sänger Shawn Smith. Dessen zartes Soul-Tremolo und fragile Melancholie durchtränken den nach Grunge-Manier gerade herausgespielten Rock wie Honig ein Stück Brot. Dahinter knirschen die Gitarren. Townshend-Riffs und Led-Zeppelin-Phrasen, dazu Gossards bei Pearl Jam perfektionierter Röhren-Purismus: Wie knöchern das klingt! Eine herrliche Errungenschaft.

Die Höhepunkte des Albums: das pastoral-feierliche „The Only Way“, bei dem die Zwölfsaitigen und das Klavier jubeln wie bei The Grateful Dead (oder gar Kansas). Das hymnisch kreisende „A Reason To Be In My Skin“, das auch Pearl Jam spielen würden. Das fuzzig dräuende „Last Bastion“, das wiederum von Soundgarden stammen könnte – wäre da nicht Smiths soulfuler Gesang. Mit diesen Liedern empfehlen sich Brad nachträglich als die Vordenker des US-amerikanischen 70s-Rock- und Folk-Revivals der letzten Jahre; Brad empfinden die Musik von damals nicht selten in ähnlicher Weise nach wie Midlake, My Morning Jacket oder Fleet Foxes – auch wenn der Rock freilich viel direkter ist und die Ästhetik aus dem Seattle der frühen Neunziger stammt. Green River forever.