Bruce Springsteen

Wrecking Ball

Mit Flöten und Pauken paradiert der Spielmannszug von „Death To My Hometown“; die Band ist losgelassen wie auf „The Seeger Sessions“: „Send the robber barons straight to hell“, rät der Sänger seinem Sohn, auf dem Schlachtfeld stehend, das die Heuschrecken abgegrast haben. Seit „Tom Joad“ haben wir Springsteen nicht so bitter gehört, so wütend womöglich noch nie – aber es ist beinahe eine Kapitulation, wenn der Volksheld zu düsteren Gitarren und ahnungsvollen Chören schwerfällig singt: „This is my confession/ I need your heart in this depression.“

Das Abschiedslied für das Meadowlands-Stadion, „Wrecking Ball“, stiftet hier die Metapher für den allgemeinen Niedergang. Wiederum dominieren die Bläser und das Schlagwerk; die Fiddle und die Bläser schwelgen. Es ist natürlich mehr als der Schwanengesang für einen Spielplatz, wenn Springsteen singt: „All our little victories and glories/ Have turned into parking lots.“ Den langen Weg von „Nebraska“ kommt samt akustischer Gitarre „You’ve Got It“, das sich zu einer Blues-Party mit Slide-Gitarre, Tröten und Klatschen aufschwingt. Elektronische Beats eröffnen „Rocky Ground“, Frauengesang trägt den Refrain, dann übernehmen die düster getönten Bläser, jemand schreit, während eine Mutter ihr Zweifelsbekenntnis rappt und Springsteen „There’s a new day coming“ singt. Könnte Kitsch sein, ist aber großartig.

Dann biegt Springsteen, angeführt von einem Gospel-Chor, in die letzte Kurve ein und singt „Land Of Hope And Dreams“, den Song, den er 1999 zur Reunion der E Street Band schrieb. „Just get on board …“ Am Schluss erklingt das letzte SaxofonSolo von Clarence Clemons – ein tearjerker, so sicher wie das Amen in der Kirche. Im munter hoppelnden „We Are Alive“ schließlich sprechen sogar die Toten.

Kein Album für Ungläubige. (Sony) Arne Willander

Beste Songs: „Jack Of All Trades“, „Rocky Ground“