Captain Beefheart – Electricity :: Compilation mit Songs aus den frühen Sessions von Don Van Vliet

Bei Virgin Records hat man vor einiger Zeit seine Hausaufgaben erledigt und das Spätwerk des guten Captain, komplett fein remastered, wiederveröffentlicht. Niemand bei Rhino konnte dagegen irgendwen beim Warner-Konzern davon überzeugen, so zentrale Platten wie „Trout Mask Replica“, „Clear Spot“ und „The Spotlight Kid“ endlich original in hochkarätigen Überspielungen wieder zugänglich zu machen. Die Anthologie „The Dust Blows Foward“ – ein Überblick über das Gesamtwerk von den allerersten Single-Aufnahmen bis zu seinen letzten Studioaufnahmen auf zwei CDs war der kleinste gemeinsame Nenner, auf den man sich einigen konnte. Das Frühwerk wurde im Lauf der Zeit mehr als ein halbes Dutzend mal neuerlich auf Vinyl-LPs präsentiert.

Was auf CDs geboten wurde, war lange Jahre ein ziemlicher Verhau, bis EMI 1994 erstmals das „Strictly Personal“-Album digitalisiert wieder veröffentlichte (von dem sich Don Van Vliet immer distanziert hatte) und bei Buddha Records 1999 alle Sessions des Jahres 1967 auf zwei CDs neu klangtechnisch überarbeitet erschienen. Das absolute Sahneteil für Captain-Beefheart-Fans war zwischendurch das opulente 5-CD-Box-Set „Grow Firn“ — die vorbereitenden Sessions zu „Trout Mask. Replica“, umfangreich dokumentiert Mit dem „Safe As Milk“-Projekt hatte sich Don Van Vliet (das Van hatte er erst später seinem Namen zugefügt) wohl ähnlich profilieren wollen wie sein High-School-Kumpel Frank Zappa mit den Mothers Of Invention bei Verve. Wenn die Sessions teilweise chaotisch verliefen, hatte das auch damit zu tun, dass der dafür engagierte Richard Perry wohl noch nie ein Tonstudio von innen gesehen hatte. Am Ende war der auf der Platte allen Ernstes zwar vor dem Song „Yellow Brick Road“ mit der Ansage zu hören: „The following tone is a reference tone, recorded at our operating level.“ Aber von Referenztönen zum Einmessen von Bandmaschinen oder Studio-Equipment hatte der Mann nicht den blassesten Schimmer, und wie dilettantisch er seine Rolle als Produzent spielte, dokumentiert immer noch dieser aberwitzige Ping-Pong-Stereo-Mix des Albums.

Die Rolle des musical director musste Gast-Gitarrist Ry Cooder spielen. Er übermittelte der Band, was sich der Captain und sein Co-Autor Herb Berman alles an Kompositionen hatten einfallen lassen und wie man das am besten umsetzen könnte. Ein paar Erfahrungen hatte er Jahre zuvor schon – da gerade mal 17 Jahre – mit Taj Mahal und den Rising Sons in der Hinsicht gemacht. Aber mit dem psychedelisch eingefärbten und gelegentlich in Free Jazz-Gelände abdriftenden Blues, wie ihn dieses Team spielte, konnte Captain Beefheart alle Popstar-Ambitionen vergessen, die er vielleicht vorher noch gehegt hatte. Dass ihn vorher A&M — weil entsetzt über das Demo von „Electricity“, das man der Firma geliefert hatte – samt Band umgehend gefeuert hatte, hätte ihn vielleicht nachdenklich stimmen können.

Auch als Ry Cooder nach den Sessions den Bettel hinwarf, machte er bei den nächsten—im Herbst 1967— unbeirrbar dort weiter und „übersetzte“ gewissermaßen den Blues der Altvorderen von Charley Patton bis Blind Wülie Johnson in Songs wie „Tarotplane“, anstatt wie alle anderen die Klassiker nachzuspielen. Das erschien Jahre verspätet dann auf der „Mirror Man“-LP. Zunächst einmal konnte Coproduzent Bob Krasnow ihn überreden, Ende April eine Woche lang 1968 mit Aufnahmen für das nächste Album auf dem Blue Thumb-Label zu beginnen. Aber als er die fertigen Mischungen – Krasnow hatte jede Menge (neu)modischer Studioeffekte wie Phasing, Flanging usw. als besondere psychedelische Duftmarke hinzugefügt hörte, wollte er nie wieder mit dem zu tun haben.

Auf dem Yel low-Label hat SPV jetzt auszugsweise wiederveröffentlicht, was die Magic Band des Jahres 1967 einspielte: acht Songs von „Safe As Milk“, die übrigen Alternativ-und Outtakes sowie Material der späteren Sessions, verteilt über die zwei CDs. Wobei die von „Safe As Milk“ erstmals in den Mono-Mixes auftauchen. Von den übrigen Songs verwendete man die vorhandenen Stereo-Mixes, anstatt die wiederum konsequent und stilecht auch mal mono neu abzumischen. Dafür mochte man keinen Cent ausgeben.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates