Carbon/Silicon – The Last Post :: Wackere Punkhelden verheddern sich in behäbigem Rock

Zwischen Mickey-Mouse-Uhren und dem „Carry On“-Gesamtwerk haben sie sich verschanzt, Bücher. Filme, Platten zu Barrikaden aufgetürmt. Das erste Album von The Clash soll Angreifer genauso aufhalten wie eine Bibliothek voller Mafia-Literatur und Stapel mit Videos, in denen sich etwa der Streifen „Catch 22“ oder ein Rolling Stones-Konzertmitschnitt findet. So verbarrikadiert harren die Widerständler mit entschlossenen Gesichtern aus, halten die Fahnen und die Gitarren hoch.

Mick Jones und Tony James waren schon befreundet, bevor sie in den 70er Jahren The Clash beziehungsweise Generation X gründeten, jetzt kämpfen sie bei Carbon/Silicon gemeinsam an vorderster Front gegen Kriegstreiber, Kapitalisten und Kulturlosigkeit. Doch obwohl der Widerspruchsgeist und das Unbeugsame des Punk die Songs auf „The Last Post“ zusammenhält, bauen Jones und James ihren Barrikade-Soundtrack nicht mehr aus stets einsturzgefährdeten, krachigem Punkrock, sondern aus soliden Rocknummern.

Zwar beginnt die Platte mit dem munteren Weckruf „The News“. Doch auf dem der ersten Carbon/Silicon-Album, das nicht ausschließlich übers Internet vertrieben wird, geht es musikalisch meistens ein bisschen zu behäbig zu. Mühsam schleppt Mick Jones im „The Magic Suitcase“ die Erkenntnis mit sich herum, dass Profitstreben der Seele schadet. Der Refrain des schwerfällig den „You Really Got Me“-Riff verarbeitenden „The Whole Truth“ empfiehlt sich zwar nachdrücklich als Schlachtruf für die nächste Demo – für mehr aber auch nicht.

Während sich „Really The Blues“ mit seinem 8os-Dance-Beat nostalgisch rückwärtsgewand gibt, schaut „National Anthem“ als groovendes Glaubensbekenntnis in die Zukunft: „I believe in kindness and trying to do what we say/ I believe in, there’s a lot to live for/ I believe in tomorrow and today/ I believe in open doors!“

Doch immer wieder greifen tröge Midtempo-Riff-Rocker mit geringerer Variationsbreite in den Widerstandskampf ein: Ob in“Ceasars Palace“ über die Gier der Welt geschimpft, in,A cton Zulus“ vom lärmenden Krieg an der Westfront berichtet oder in „Why Do Men Fight?“ von Verbrüderunggeträumt wird, ob in „Oilwell“ schunkelnd Lehren aus dem Irak-Krieg gezogen, in „War On Culture“ Verschwörungstheorien ausgetauscht oder in „What The Fuck“ Durchhalteparolen in hübsche Reime verpackt werden: „What the fuck!/ Sure, life can suck when living is too much/ But what the fuck!/ You need a little luck!“

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