Cast – Magic Hour :: Polydor

Nein, es war kein gutes Jahr für Liverpool. Der FC schloß die Soccer-Saison mit der schnöden Plazierung sieben ab, so schlecht wie seit 1962 nicht mehr. Ian McCullochs alter Hochmut kam tatsächlich vor dem FalL Auf die Vferve-Tiefebene. Und John Powet; letzter Liverpudlian mit Pop-Durchblick, hangelt sich Album für Album näher an jenes Nichts heran, an jenen Nullpunkt, wo man für Geist und Gefühl nichts mehr kriegt außer einem mitleidigen Lächeln. Dort, in den Zentren industrieller Popfertigung, zählt nur, was die Overheads zahlt Tauschwert vor Gebrauchswert John Power muß sich ab Vorsänger von Cast vorkommen wie weiland Paul McCartney als maßgebliches Mitglied der Wings. Was für letzteren die Beatles waren, sind für Power The La’s: eine Hypothek, eine haushohe Meßlatte. Wie Post-Beatles-Paule nie wieder anknüpfen konnte an die glorreichen Zeiten der Fab Four, so wird Johnny immer wieder heimgesucht von Erinnerungen an „There She Goes“ und „Timeless Melody“. Und wie sich McCartney eine Weile bemühte, seinen mediokren Spätwerken Stil, Klasse und ein wenig Genie einzubauen, so legt sich auch John Power abermals ins Zeug: vergeblich. „Magic Hour“, you see, ist Casts dledRose Speedway“. Pop-pluralisdsch und ultimativ hohl, wenngleich nicht ganz ohne Highlights. War die Debüt-LP „/^#CAdnge Ä frisch, forsch undunausgegoren, der Nachfolger „Mother Nature Caüs“ rund, gesund und ein bißchen fade, ist das dritte Cast-Album soundvernarrt, überambitioniert und ohne Balance. Die im Titel versprochene Magie muß man suchen. Und findet sie in Spuren. In den String-Arrangements von David Arnold etwa, in einigen von Powers Melodien, in der hübschen Titel-Ballade oder im famos moodybluesigen „Alien“. Die sind, mark my words, nicht weniger als formidabeL Und nicht zuletzt in der offenbar ungebrochenen Selbstiiberhöhung dieser beileibe nicht unsympathischen Jungs aus Britanniens sozial wie kulturell depraviertem Nordwesten. Hier macht es noch Sinn, das andernorts abgewichste Band-Credo „Wirgegendenrestderwelt“. Lassen wir also Nachsicht walten und verweisen nur auf ein paar störende Elemente: Led-Zep-Donner (unmotiviert), Loops und Samples (unvermeidlich), Gil Nortons hypertrophe Produktion (unausgewogen) und dieses stets präsente Pomprock-Gehabe (unsäglich). Von den Texten einmal ganz abgesehen. Die waren bei Power aber nie von Bedeutung, eher verbale Krücken für das musikalische Drumherum. Jied Rose Speedway“ also. Darauf ließ McCartney indes „Band Ott The Run“ folgen. Demnach dürfen wir hoffen. WOLFGANG DOEBELING

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