Chocolate Watch Band The Complete Recordinqs

Standells und Blues Magoos, Cryan Shames, Count Five und andere Garagenrock-Bands der ersten Stunde brachten es zu beträchtlichem Hitparadenerfolg, manche auch wenigstens einmal in die Top Ten. Die Chocolate Watch Band weder mit „Sweet Young Thing“ (das nach „Baby Please Don’t Go“ trifft, „Paint It Black“ klang und vom Sänger so vorgetragen wurde, daß damit ab sofort der Begriff ^jaggeresque“ als eine gewisse Qualität in den allgemeinen Sprachgebrauch eingehen durfte) noch mit „Let’s Talk About Girls“ , das auch von den Rolling Stones im allgemeinen und ihrer Hit-Version von „It’s All Over Now“ nicht wenig inspiriert war.

Andere Vorbilder waren unüberhörbar und auch gänzlich ungeniert Kinks und Them, Elmore James‘ „Can’t Hold Out“ (bei „Sitting There Standing“ allerdings doppelt so schnell gespielt als sonst irgendwo je gehört!) und der Eric Burdon von den New Animals bei „Are You Gonna Be There (At The Love In)“. Zwei Jahre, bevor Dave Edmunds in Gesellschaft von Love Sculpture einige neue Geschwindigkeitsrekorde auf der Rock-Gitarre aufstellte, versuchte Mark Loomis dasselbe bei etlichen Aufnahmen der Chocolate Watch Band. Und 1967 demonstrierte er mit „No Way Out“ schon, wie weit er es mit seinen psychedelischen Stilübungen gebracht hatte. Passagenweise gemahnt das an niemanden mehr denn an Quicksilver Messenger Service.

Es war natürlich irgendwo hirnrissig, fünf Jahre später noch einmal „Come On“ weithin notengetreu dem Arrangement der Stones-Single aufzunehmen, egal wie erstklassig das geriet. Ein Anachronismus zu einem Zeitpunkt, als sich die ganze Rockmusik – das war schließlich 1967 – rasanter denn je weiterentwickelte. Zu ihrem Unglück hatte die Band im Vertrag unterschrieben, daß die Plattenfirma jederzeit mit allen Aufnahmen tun und lassen konnte, was sie für gut hielt. Und das passierte auch.

Mark Loomis schnaubte vor Wut, als die Debüt-LP „No Way Out“ erschien. Nicht nur waren da gar nicht alle Aufnahmen die der Chocolate Watch Band, bei drei – „Let’s Talk About Girls“, „In The Midnight Hour“ und Stephen Stills‘ „Hot Dusty Roads“ – waren die Gesangsspuren durch die eines gewissen Don Bennett im Overdub-Verfahren ersetzt worden. Die wiederum schrammten allenfalls knapp an einer Parodie der Originalversionen (Single) vorbei. Schlimmer noch: Capitol betrachtete die ganze Platte nur als ein prima Produkt, mit dem man die durch Beach Boys-, Beatles- und andere -Umsätze angefallenen Steuern ein wenig drücken konnte. Die LP wurde damals exklusiv an Tower Records verhökert, die wiederum die Produktionsfirma auszahlte, so daß Capitol – die Scheibe war damit juristisch sofort ein „cutout“! – Steuern sparte.

Ahnlich absurd: Von den Instrumentals, welche die A-Seite der zweiten LP „The Inner Mystique“ füllten, hatte die Chocolate Watch Band nicht ein einziges aufgenommen! Ziemlicher Ausschuß war das meiste auf der dritten unter dem Band-Namen veröffentlichten LP, „One Step Beyond“.

Den komplett ausgesondert und alles jetzt sortiert – die Garagenklassiker auf der ersten, die nicht so immergrünen Aufnahmen auf der zweiten CD bietet dieses Doppelset. Auf der ersten „In The Midnight Hour“ in der Ur-Aufnahme mit Dave Anguilar als Sänger, „Let’s Talk About Girls“, „Medication“ und „Til The End Of The Day“ mit neu von ihm in 2005 aufgenommener Gesangsspur! Ist zwar irgendwo geschummelt, aber nur zu dem Zweck, daß man die endlich so hört, wie sie immer schon hätten klingen sollen.

Damit habe man, so Alec Palao als Produzent dieser Retrospektive in seinen Liner Notes, keinesfalls Geschichte umschreiben wollen. Das habe man einer längst überfälligen historischen Gerechtigkeit geschuldet. Stimmt. Superbe Liner Notes, gut gelungene klangliche Restauration.

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