Cracker

„Sunrise In The Land Of Milk And Honey“

Manchmal müssen Bands zwei Schritte zurück machen, um drei nach vorn gehen zu können. Und manchmal machen Bands zwei Schritte zurück und treten noch nicht mal auf der Stelle. So wie Cracker. Nach der stilistischen Expansion („The Golden Age“), nach der Eroberung neuer Sound-Horizonte („Forever“), nach der Genre-Hommage („Countrysides“) und gleich zwei Werkschauen („O Cracker Where Art Thou?“ mit Leftover Salmon, „Greatest Hits Redux“) will David Lowery voll heiserer Emphase einfach noch mal der clevere Volldampf-Indie-Rocker sein, der uns 1992 ff. mit unverfrorenen Gassenhauern wie „Teen Angst (What The World Needs Now)“ erfreute.

Aber so einfach ist einfach jetzt halt nicht mehr. Schon aus dem Titel tropft die Ironie ja zäh wie zu gut gekühlter Honig. Und der hoffentlich allerletzte Irak-Krieger bleibt im Auftakt „Yalla Yalla ( Let’s Go)“ letztlich nur wohlfeile Kulisse für ein paar lahme Misogynie-Abziehbilder. Überhaupt: ziemlich lahme Platte. Auch wenn sie laut auf den Punkt rockend ständig das Gegenteil behauptet. Dabei hat nur „Show Me How This Thing Works“ (das da vom Himmel gefallen ist) fast altes Format.

Dazu gefallen noch „Turn On, Tune In, Drop Out With Me“ als charmante Aussteigerfantasie und „Friends“ als schunkelnd-perfider Country-Seitenhieb, mit Patterson Hood (Drive-By Truckers) als Gesangsgast und einer ziemlich lustigen Captain-Beefheart-Referenz. Letzteres geht allein aufs Konto von Johnny Hickman, während Cracker sonst nur noch gemeinsam schreiben. Vielleicht das eigentliche Problem von David Lowery? Vielleicht doch nicht: „Darling One“, sein kleiner Seitensprung mit Mark Linkous, Susanna Hoffs und den halben Counting Crows, kommt auch kaum über AOR-Alternative-Konfektion raus. (Blue Rose)

Jörg Feyer