Crowded House – Time On Earth :: Rückkehr ins Heimelige: Gewohnt harmoniesüchtige Popsongs

Wenn Neil Finn in „Say That Again“ zu einem blubbernden Beat vom Mädchen singt, das sich am Stand das Haar kämmt. Wenn er sich zur akustischen Gitarre in „Nobody Wants To“ aller Widrigkeiten trotzend zuversichtlich gibt. Wenn die Orgel schüchtern wimmert und der Backgroundchor ein feinfühliges „Ouuh“ beisteuert, fühlt man sofort wieder heimisch in der Welt von Crowded House, in der man sich immer so geborgen fühlen konnte, bis sich die Band vor 14 Jahren aufgelöst hat. Und man merkt, wie sehr man die Band, diesen harmoniesüchtigen Gitarrenpop, die gefühlvolle Stimme von Neil Finn vermisst hat. Und würde er in der zartbitteren Nummer „Don’t Stop Now“, bei der Johnny Marr als Gast zu hören ist, nur von einem Ausflug aufs Land singen, der in Tränen und einem Sturm endet, und nicht auch davon, dass man sich auf Auto-Navigationssysteme nicht verlassen darf, hätte man sie auch als alten Crowded House-Song durchgehen lassen können.

„Time On Earth “ ist also ein Album, das Fans von früher mit offenen Armen empfängt. „Heaven That I’m Making“ mit seinem verschleppten Beat, das in einem Posaunenchor mündende „English Trees“, „Walked Her Way Down“ mit dem brummenden Synthiebass und das wehmütige „Silent House“, das Finn mit den Dixie Chicks geschrieben hat, knüpfen da an, wo die Band 1993 aufgehört hat.

Steve Lillywhite und Ethan Johns haben das Album wunderbar warmtönend und detailverliebt produziert. Während Neil Finn in „She Called Up“ davon singt, dass er vielleicht ein bisschen zu naiv war, baut er mit Nick Seymour, Mark Hart und Matt Sherrod zahllose Gimmicks und etwas Soul in die Nummer ein und beschert ihr einen knuddeligen Zwischenteil, der schön an „Crocodile Rock“ erinnert. Auch wenn es viel Vertrautes auf „Time On Earth“ zu hören gibt, so probiert Neil Finn doch immer wieder Neues aus. Etwa in „You Are The One To Make Me Cry“, das sich zwischen Bar-Jazz und Streichquartett bewegt, oder in „People Are Like Suns“, das den Ambient-Pop von Air nachfühlt – ebenso wie die Nummer „A Sigh“, die mit ihrem zarten Streichertremolo eigentlich ein 195 Sekunden langes Seufzen ist.

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