Cursive – Happy Hollow

So viel Zeit muss sein: Nach all den den Platten und Tourneen und Platten und Tourneen haben sich Cursive aus Omaha ein Jahre Pause gegönnt, bevor es jetzt – drei Jahre nach „The Ugly Organ“ – weitergeht. Die lauteste Saddle Creek-Band hat solche kreativen Ruhephasen ja schon in der Vergangenheit eingeschoben, um solistische Aktivitäten zu verfolgen oder persönliche Schlachten zu schlagen.

Dieses Album nennen verschiedene Beobachter der Band nun wahlweise das schwierigste oder poppigste dieser Karriere, und man kann die Verwirrung verstehen. „Happy Hollow“ ist ganz typisch für Tim Kasher, Matt Maginn, Clint Schnase und Ted Stevens, weil die Rhythmen vertrackt und die Gitarren gelegentlich haarsträubend dissonant sind. Aber alles andere differenzieren Cursive auf ihrem fünften Longplayer großzügig aus. Will sagen: Die Riffs sind kraftvoller als bislang und rocken unerbittlich punktgenau, doch gleichzeitig rückt Kasher viele schöne Melodien weit in den Vordergrund. Und spielt damit seinen Trumpf – das Vermögen, in all dem Stürmen und Drängen ein schönes Lied unterzubringen – voll aus. „Dorothy At Forty“ ist so ein Beispiel für Prog-Rock-Härte, zappelnde Drums, schöne Hooks und eine Art kalkulierten Wahnsinn. Die New Pornographers, Mr. Bungle, die total wahnsinnigen Cardiacs, dazu etwas Modernes wie Car Park North und ein Post-Rock Ihrer Wahl, so ungefähr kann man sich Cursive vorstellen – und weiß dann schon von Weitem, dass das hier eine so abenteuerliche wie interessante Platte ist.

Das, zumal Cursive für „Happy Hollow“ ihr Instrumentarium erweitert haben, u.a. um schräge Saxofone, ganze Bläsersätze und Akkordeon. Dazu beklagt Kasher weniger konzeptionell als zuletzt die Ehe von Kirche und Staat, wie man sie derzeit in den USA erlebt. Und hat also ein Thema gewählt, mit dem sich die Musik und die Gemüter gleichermaßen erhitzen lassen.

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