Dan Zanes – Cool Down Time

Auf einer Liste der liebsten, wichtigsten, inspiriertesten etc. Produzenten der letzten Dekade würde der Name Mitchell Froom bei mir gewiß im oberen Drittel zu finden sein. Egal, ob die Klienten nun Elvis Costello, Los Lobos oder Peter Case, American Music Club, Richard Thompson oder Crowded House hießen – der Mann hinter dem Keyboard schlug zielsicher zwei Fliegen mit einer Klappe. Stets setzte Froom seine Handschrift durch, ohne die Identität des jeweiligen Künstlers in Frage zu stellen, ja teilweise konnte diese durch seine Sound 8C Vision erst richtig definiert bzw. neu bestimmt werden. So wirkten Froom-Produktionen stets mühelos organisch, nie mühsam oktroyiert.

Noch bevor sein Renommee stieg und er das Kunststück vollbrachte, Suzanne Vega mit „99,9F“ aus dem Folk-Fee-Getto zu bugsieren, produzierte Froom gleich drei Alben mit einer hochtourigen Roots-Rock-Band aus Boston, die zwar Werbespots für Miller Beer drehen und mit Tom Petty touren durfte, den Betrieb aber mangels Erfolglosigkeit doch irgendwann einstellen mußte. Etliche Jahre nach der Auflösung der Del Fuegos meldet sich mit „Cool Down Time“ überraschend ihr ehemaliger Sänger und Songwriter Dan Zanes zurück und macht mit Froom, Del Fuegos-Bassist Tom Lloyd und Drummer Jerry Marotta da weiter, wo er mit „Stand Up“ (1987 die letzte Froom-Produktion) aufgehört hatte.

Und doch auch wieder nicht. Wie das? Nun, die Stärke der Del Fuegos bestand immer darin, traditionelle Tugenden aus Beat und Billy unaffektiert in die 80er Jahre zu transponieren, ohne dies wie eine nostalgisch motivierte Rettungsaktion wirken zu lassen. Auch mit „Cool Down Time“ schöpfen Zanes und Froom die Aura dieser Ära ab und übersetzen sie in diese Dekade, deutlich schaumgebremst allerdings, aber deshalb nicht weniger attraktiv. Ganz im Gegenteil.

Ohne Band-Zwänge und -Eitelkeiten schafft sich der Vokalist Zanes auf der dünnen Linie zwischen Nuscheln und Brechen durch eine cool-brütende Lektion in Sachen R&B-Minimalismus. Wo sich die Del Fuegos früher juvenil-prahlerisch um Kopf und Kragen spielten, rutscht ihm jetzt bevorzugt das Herz in die Hose. Wenn Zanes um eine zweite Chance bettelt („Carelessly“) und einem „Cruel Cold Feeling“ hinterherspürt. Eine dunkle, verlorene Romantik durchströmt Tracks wie „Darkness Before Dawn“ und „No Sense Of Time“. Und selbst das dank Frooms Orgel rapide gestiegene Kirmes-Fieber von „All Time Girl“ sinkt in diesem Kontext eines desillusionierten Deja-vu schnell wieder auf Normaltemperatur.

Da muß gar nicht am Anfang fast demonstrativ ein Wartesaal-Horror in den Zeiten der Immunschwäche („Tested“) stehen: „Cool Down Time“ würde auch so jederzeit als Neunziger-Platte durchgehen.

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