Daniel Dale Johnston – Rejected Unknown

Als fettleibiger Singer/Songwriter mit Irrenhaus-Vergangenheit landet man hier zu Lande leicht in der „Kult“-Ecke. Aber das hat Daniel Johnston nicht verdient. Nennt ihn lieber Brian Wilson. Spaß beiseite: Gemeinsam ist beiden, dass sie ohne gutes Zureden heute nicht mehr im Rennen wären.

Blende zurück: Anfang der Achtziger begann Johnston, Kassetten mit seinen primitiven Heimstudio-Aufnahmen in Austin, Texas, zu verteilen. Nach gewisser Anlaufzeit zählten Kurt Cobain, Sonic Youth, Johnny Depp und Simpsons-Erfinder Matt Groening zu seinen Fans. Etliche Indie-Platten später wechselte er 1994 zu Atlantic, was sich auf seine Karriere desaströs auswirkte: schwache Platte, psychische Probleme, fünf Jahre Pause. Im letzten Jahr denn ein umjubelter Comeback-Auftritt in Berlin – zu hören auf „Why Me?“ -, aber wenig neues Material.

Nun der Beweis, dass ihm auch heute noch herzzerreißende Pop-Juwelen gelingen. Bevorzugtes Thema: die unerwiderte Liebe. Und vor dem naiven Charme etwa von „Impossible Love“, „Love Forever“ oder „Girl Of My Dreams“ werden selbst Großmeister des Genres ehrfurchtsvoll das Haupt senken. Dazu setzt Produzent Brian Beattie (Dead Milkmen, Glass Eye) die Songs brillant in Szene: „Funeral Girl“ oder „Dream Scream“ entwickeln sich zum psychedelischen Kurz-Trip, „Cathy Cline“ zu einem zarten Stück Grusel-Folk im klassischen Stil. So weit, so klasse. Damit verzeiht man ihm auch humpelbeinige Sessions wie „Billions/Rock“, mit denen er gegen Ende des Albums als Aushilfs-Macho zu begeistern sucht. Den Abschluss bildet mit „I Lose“ wiederum ein, tja, Klassiker – CDs sind eben einfach zu lang.

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