David Bowie – die Biografie :: Marc Spitz

Die Musealisierung des Thin White Duke geht weiter: Marc Spitz lässt das Allbekannte Revue passieren.

Die Veröffentlichung dieses Buchs fällt in eine Zeit, in der das Interesse an David Bowie so groß ist wie lange nicht mehr. Angefacht durch die Aufbereitung der originalen „Station To Station“-Bänder, rekapitulieren Magazine auf der ganzen Welt die Erfindung des Thin White Duke aus einem See von Kokain. Und das ist vermutlich nur der erste Akt einer umfassenden Musealisierung: Sechs Jahre nach Bowies gesundheitsbedingtemRückzug scheint das Ende seiner aktiven Karriere immer wahrscheinlicher zu sein.

Vor diesem Hintergrund beschreibt der amerikanische Autor Marc Spitz einmal mehr, wie aus David Jones Bowie/Ziggy/der Duke/der Schmalztollen-New-Romantic-Mega-Star der Achtziger wurde. L.A., Berlin, Genf, New York, die Angst vor der Schizophrenie, der legendäre Arbeits-Ethos, der Absturz in Isolation und Drogenwahn und natürlich die wichtigen Frauen in Bowies Leben: Angie, Corinne Schwab, Iman.

All dies ist so vertraut, dass Spitz allenfalls Nuancen zusätzlicher Informationsstränge aufdecken kann. Interessant sind in diesem Zusammenhang die Einlassungen alter Weggefährten wie Carlos Alomar oder Reeves Gabrels. Seinem Sujet selbst ist Spitz nur ein einziges Mal begegnet: An einem New Yorker Briefkasten versuchte der Musiker vor einigen Jahren, ein Taxi zu ergattern. Spitz beobachtete die Szene aus der Distanz – er traute sich nicht, sein lebenslanges Idol anzusprechen.

Spitz‘ unverhohlene Bewunderung ist denn auch – neben der schlampigen Übersetzung, die zu erheblichen sprachlichen Mängeln führt – das größte Ärgernis dieser Biografie. Sich selbst schreibt der Autor eine prominente Rolle zu, indem er immer wieder eigene Gedanken und biografische Splitter an das Ende einzelner Kapitel setzt. So erfährt man, wie der junge Spitz Bowies Stil imitierte – und seinerseits in eine ausgewachsene Drogenabhängigkeit rutschte, ehe er beim „Spin“-Magazin Karriere machte.

Der Reiz des Buches liegt vor allem im Zeitpunkt seines Erscheinens. Christopher Sandfords Standardwerk „Loving The Alien“ endet 1997 mit der Veröffentlichung von „Earthling“, Spitz addiert nun die letzten 13 Jahre. Eine Zeit also, in der auf den letzten großen kreativen Ausbruch der bis heute andauernde Rückzug ins Private folgte. Entsprechend spärlich der Informationsfluss: Seit seinem Herzinfarkt im Jahre 2004 hat Bowie keine nennenswerten Interviews mehr gegeben. Der Sänger lebt mit seiner Familie in Upstate New York und trat zuletzt nur gelegentlich öffentlich in Erscheinung: in Fernsehserien wie „Sponge Bob“ und „The Office“ sowie als Gast auf dem Debüt-Album von Scarlett Johansson. Das wusste man, viel mehr kommt auch hier nicht hinzu. (Edel Rockbuch, 29,95 Euro)

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