David Crosby :: If I Could Only Remember My Name

Improvisiertes Hippie-Meisterwerk aus dem Jahr 1970, mit DVD Audio

Die Platte ist fast so großartig wie ihr Titel. Berühmt ist das Album nicht so sehr für die Songs, die aus Improvisationen zusammengesetzt sind, sondern für die Stimmung und den außerordentlichen Zusammenklang der Musiker. Man braucht nicht unbedingt den Surround Sound der DVD, um den geradezu brummenden, vielgestaltigen, körperlichen Klang der psychedelischen Blues-Rock-Exkursion „Cowboy Movie“ zu lieben. Ein wenig erinnert das an Neil Youngs kurz zuvor entstandenes „Down By The River“, und Young war auch an dem weniger eindrucksvollen Jam „Music Is Love“ beteiligt.

Überhaupt arbeitete die halbe Bay Area an David Crosbys Solo-Werk mit – Phil Lesh, Jerry Garcia, Graham Nash, Jorma Kaukonen, Grace Slick, man musizierte in einem Geist, der wahrscheinlich nur 1970 möglich war. Spätere Arbeiten Crosbys reichen an diese inspirierten Improvisationen nicht

heran. Auf „If I Could Only…“ sind es, anders als bei Crosby, Stills & Nash, nicht so sehr die ausgefeilten Gesangsharmonien, sondern die majestätischen Gitarren- und Bass-Läufe. Crosbys ehemaligem Byrds-Kollege Gene Clark gelang damit 1974 „No Other“ ein vergleichbar überfrachtetes und mithin faszinierendes Album, allerdings mit strengeren Songs.

Die Aufnahmen in San Francisco atmeten schon „Aquarius und Apokalypse“, wie es im Booklet heißt; ein Jahr zuvor war Crosbys Freundin bei einem Autounfall getötet worden, der Sommer der Liebe war vorbei, es begannen die Stadion-Tourneen, der Drogen-Wahnsinn, die Ego-Exzesse. Kurzum: die Zeit, in der David Crosby sich tatsächlich nicht mehr an seinen Namen erinnern konnte.

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