Die Happy – The Weight Of The Circumstances :: BMG

Leider habe ich den Infozettel zur neuen Die Happy verschlampt, da steht bestimmt drin, die Band habe mit der dritten Platte ihren Stil weiter verfeinert und mit stolz gerecktem Kinn neues Balladen-Pop-Terrain eingenommen. Die News, dass man sie jetzt unbedingt auf keinen Fall mehr mit den Guano Apes vergleichen könne, suggeriert der Zettel sicher stark, nur die Stichworte Guano und Apes wird er uns verweigern. Mal sehen, wie oft ich sie hier unterkriege.

Neulich sah ich die Guano Apes beim Southside-Festival und war, zaghaft formuliert, enttäuscht. Man hatte mir gesagt, so Crossover-Rock müsse ich live erleben, um ihn doch noch gut zu finden. Ich hatte jedoch den Eindruck, dass die Musik für die Musiker viel zu anstrengend war, vor allem für die Sängerin. Ich glaube, dass dies Die Happy aus Ulm – anders als den Guano Apes – nicht passieren wird. Sie sind bekannt dafür, ständig irgendwo zu spielen, aber offenbar sparen sie sich immer ein bisschen Kraft auf. Vor allem jetzt, wo sie doch ihren Stil verfeinert und Balladen-Terrain eingenommen haben. Es sind auch keine Doro-Pesch-Power-Balladen, es sind schon Pop-Songs: Bei „Slow Day“ ist ein Sitar-Effekt auf der Gitarre.

Zieht man von den zwölf Stücken die sechs mit den erwartbaren Haifisch-Riffs ab, wirkt Sängerin Marta Jandova (die so oft als reine Shouterin aufgetreten ist), als ob sie sich frisch den Schweiß von den Stimmbändern gewischt hat und mit dem, was übrig bleibt, überraschend viel zustande bringt. Allein, wie sie auf „Wrong“ immer wieder „I should go“ haucht und ansonsten lerchenhaft singt Eine Band wie Die Happy und, nebenbei, die Guano Apes – steht und fällt mit der Form der Sängerin. Da können viele Songs tief im Kern primitiv sein, die Frau entwickelt sich immer mehr in Richtung Sympathieträgerin.

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