Die zwei Gesichter des Januars :: Regie: Hossein Amini

Lange bevor man weiß, dass Hossein Aminis Edelkrimi „Die zwei Gesichter des Januar“ ein Roman von Patricia Highsmith zugrunde liegt, ist man gefühlsmäßig schon im italienischen Laisser-faire der 60er-Jahre: Alain Delon und Maurice Ronet, stark gebräunt und in weiße Leinenhosen gesteckt. Delon, halbnackt am Steuerrad der Yacht „Marge“. Ronet, müde lächelnd am makellosen Hintern von Frau Marge. Zwei Männer, so schön wie abgründig. René Clément hat beide 1960 in „Nur die Sonne war Zeuge“ sehr ansehnlich ins Bild gesetzt. Und Delon und Ronet, alias Tom Ripley und Philippe Greenleaf, stammen ebenso aus der Feder von Autorin Highsmith wie Chester MacFarland (Viggo Mortensen) und Rydal Keener (Oscar Isaac) in „Die zwei Gesichter des Januar“.

Figuren, die durch scheinbar magnetisch wirkende Kräfte zueinander finden, sich gegenseitig ablehnen und doch bedingen. Im Spannungsfeld jener Schönlinge auch dieses Mal: eine Lady. Ehefrau Colette MacFarland, sublim verkörpert von Kirsten Dunst. Nun formiert sich das Dreieck nicht in Ligurien, sondern in Athen, 1962. Hier arbeitet Rydal Keener als Stadtführer, der Touristinnen auch gerne um ein paar Münzen erleichtert. Das Paar MacFarland beobachtet ihn dabei – und Keener wiederum ist wie elektrisiert von den wohlhabenden amerikanischen Eheleuten. Natürlich wird ein Kriminalfall sie zusammenführen. Und natürlich spielt Colette eine Rolle in dem empfindlichen Konstrukt.

Es ist dieser Tanz entlang des Abgrunds, der „Die zwei Gesichter des Januar“ zu einem besonderen Film macht. Wenn sich Regisseur Amini viele Minuten Zeit lässt, Chester MacFarland in seiner mondänen Zerupftheit zu präsentieren, ihn pausenlos filterlose Zigaretten paffen, Ouzo und Kaffee in sich hineinschütten lässt, um anschließend ein wunderbar öliges Profil im Abendlicht zu notieren, dann ist das vielleicht manieriert, aber auch ziemlich großartig.

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