Dirty Pretty Things – Waterloo To Anywhere

Neuanfang! Barat versteht das Ende der Libertines offenkundig als sein ganz persönliches Waterloo, eine schlimme Niederlage, die man nicht wieder gut machen, sondern nur akzeptieren kann. Von hier soll es also anderswo hingehen, mit voller Kraft voraus. So hat sich Barat ja kenntlich gemacht in den letzten zwei Jahren der Schlammschlachten, Possen, Medienspektakel und human interest stories – als der Mann mit allen Tassen im Schrank und gesundem Willen zur Struktur. Nun muss die Musik wieder im Vordergrund stehen, die Band, das pralle Leben, aber im organisierten, zielorientierten Rahmen.

Das Debüt der Dirty Pretty Things entstand im Rahmen von zwei Sessions in L.A. (mit David Sardy) und Glasgow (mit Tonv Doogan) gegen Ende des

vergangenen Jahres. Geschrieben wurde im Studio, denn nicht nur Doherty will seine Musik spontan und frisch – das ist das kleinste gemeinsame Vielfache der verkrachten Blutsbrüder. Was will man nun also von den Dirty Pretty Things? Energie, Unmittelbarkeit, das unbedingte Jetzt. Auf „Waterloo To Anywhere“ ist der britische Punkrock der Libertines, die Riff-Gewalt, die Clash-Schludrigkeit, das linkisch Englische. Während Doherty auf seiner Platte ja verständlicherweise nach Albion segelt und das eigene Verschwinden versucht, tritt Barat aufs Gas und will nichts hören von Traumwelten und ungefährem Tasten. „Away, away/ We’ll have it today“, singt Barat beim Opener „Deadwood“, „the dancig ones they really mean it/ But something boy/ Something’s gonna change.“

Es wird keine Pause gemacht auf dem Debüt der Dirty Pretty Things. Und obschon all die krachigen Gitarren und ständig wiederholten Punk-Shuffles freilich keine Novelle mehr sind, gelingen hier eine Reihe großartiger Songs. Im bereits zitierten „Deadwood“, dem fantastischen „Doctors & Dealers“ und dem bekannten „Bang Bang You’re Dead“ steckt die alte Aufregung, die Rückhaltlosigkeit, das spuckig Halbstarke – der Rest unterstreicht diese Höhepunkte und vermengt die wilde Fahrt zu einem einzigen, gut dreißig Minuten langen Moment. Platzhirsch Barat: Nicht zuletzt weist „Waterloo To Anywhere“ die aktuellen Mitbewerber in die Schranken und macht klar, wer diese Art zeitgenössischer britischer Musik am besten kann. Pete Doherty ist es nicht.

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