Diverse – A Night At The London Music Halls :: Auf Großvaters Spuren: So trieben es die Vorfahren von Ray Davies

Eine solche Box nennt man wohl schlicht „Werk“. Optisch ohnehin kaum noch zu toppen (132-seitiges Hardcover-Buch im LP-Format, fast 200 faszinierende Abbildungen), geben vier randvolle CDs einen hautnahen, authentischen Einblick in die Geschichte der Londoner Music Halls. Top-Interpreten wie Kinks-Mastermind Ray Davies, wie Ian Dury sowie Combos vom Schlage der Bonzo Dog Doo Dah Band, Scaftbed, New Vaudeville Band und sogar der Beatles („Sergeant Pepper“!) haben in ihren Songs immer wieder die Music-Hall-Tradition beschworen, auf deren stilistischen Elementen aufgebaut Der englische Spezialist und Sammler Tony Barker stellte für diese 106-Titel-Edition seine megaseltenen Schellack-Scheiben zur Verfügung, die auf bestmögliches Klangniveau gebracht wurden, ohne das originäre Flair der Aufnahmen zu zerstören. Die Hoch-Zeit der West End Music Halls lag etwa zwischen 1880 und 1920. In Ball-, Tanz- und Trinkhäusern wie dem „Empire“, „Tivoli“, „Alhambra“ und „Oxford“ tobte das Leben, wurde geschunkelt, geknutscht und geschluckt. Hier entstand ein typisch englisches Gemisch aus Variete-Klängen und „Kleine-Leute-Folklore“, die in Gute-Laune-Gassenhauern wie „Burlington Bertie From Bow“, „Waiting At The Church“ oder „I Do Like Tb Be Beside The Seaside“ bis heute bewahrt wurde.

Die Namen der damaligen Stars sind vielfach vergessen, nur Kenner dürften sich noch an (meist) skurrile, schräge Gestalten wie etwa George Formby, Charles Coborn, George Mozart, Florrie Forde, Mark Sheridan oder Ella Shields erinnern. „Round The Town“ versetzt uns akustisch, optisch und durchweg hoch atmosphärisch in die Zeit um die Jahrhundertwende. Der exzellente Essay, die Biografien und das verwendete Bildmaterial (Künstlerfotos, Plakate, Noten, Anzeigen etc.) stehen in kongenialer Verbindung zur historischen Musik.

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