Diverse – From A Man Of Mysteries: A Steve Wynn Tribute

Ein leerer Stuhl an einer Straßenecke – ein schönes Bild für ein Tribute-Album. Doch wieviel Platz bieten diese Songs wirklich für neue Interpretationen? Hält Steve Wynn selbst ihn nicht oft unverrückbar besetzt? Das herauszufinden sind nicht weniger als 28 Bands, Duos und Einzelkünstler angetreten, auf Initiative des holländischen Fans Jaap Bos, der Herrn Wynn zum 25jährigen Plattenjubiläum mit dieser Doppel-CD überraschen konnte und dabei selbst „Now I Ride Alone“ zu „Ik Reis Alleen“ verarbeitete.

„From A Man Of Mysteries“ (die nette Titel-Anekdote gibt’s im ausführlichen Booklet) ist also auch ein Freundschaftsdienst. Was im schlechtesten Falle heißt, dass man nicht unbedingt wissen wollte, welche Qualitäten Ex-Dream Syndicate-Drummer Dennis Duck als Sänger hat „Tears Won’t Help“, indeed. In den besten Fällen aber schafft der persönliche Zugang der Beteiligten eine Intensität und Intimität der besonderen Erinnerung. Für Thalia Zedek, die „Burn“ damals von Steve persönlich zum ersten Mal hörte, nach einer langen Nacht in Boston, Für Chuck Prophet, der „Merritville“ solo als echten Story-Song wieder entdeckt Natürlich prägen diese und andere Dream Syndicate-Klassiker den Set mehr als heute Wynns eigenen, doch kommt seine (vor allem frühe und mittlere) Solo-Karriere nicht zu kurz. Die wird nicht immer so radikal dekonstruiert wie von Lambchop-Chanteuse Deanna Varagona (im klaustrophobischen „Grace“) oder dem Spanier Paco Loco, der zwar als Trio firmiert, aber „Carelessly“ im Alleingang zerpflückt Pat Thomas versucht sich derweil als, nun ja, Jazz-Poet“ an „Until Lately“.

Gelungener wirken die Neufassungen, die näher am Original bleiben, ohne bloß nachzuspielen. So verstärkt Chris Eckman den dunklen Vibe von „Follow Me“ mit Synthesizern, Russ Tolman ortet „The Blue Drifter“ schön einfach gleich neben dem nächstbesten Highway. Während das leichte „Cats And Dogs“ als untypischer Wynn-Song bei Luc Crabbe und Nathalie Duyver aus Belgien erst jetzt, als Frau-/ Mann-Duett, seine wahre Bestimmung gefunden zu haben scheint Sid Griffin gelingt zwar nur eine merkwürdig verhuschte Version von „When She Comes Around“, sie argumentiert aber nicht zu Unrecht, dass die Prostituierten-Saga von „einem seiner am meisten unterschätzten“ Alben („Dazzling Display“ von 1992) im Repertoire von Costello, Springsteen oder Petty längst als Klassiker gehandelt würde. Wie heißt’s im Abgang? „Some lives work as fable, some lives don’t work at all.“ Von fabelhaft bis fatal ist auch hier fast alles dabei. Wie im richtigen Leben.

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