Diverse – The Only Doo-Wop Collection You’ll Ever Need

Für ein Popmusik-Genre, das spätestens Ende der 50er Jahre mausetot war und allenfalls gelegentlich in den frühen Aufnahmen der Jackson Five und mancher boy groups später wieder auflebte, ist es schon verblüffend, welche Popularität diese Gesänge von farbigen und italoamerikanischen Teenie-Ensembles immer noch genießen. Die meisten von ihnen kamen, wie Billy Vera in den Liner Notes zu dieser Doppel-CD betont, aus dem urbanen, industrialisierten Norden und lehnten das, was sie als den „emotionalen Exhibitionismus“ der mehr aus der Gospel-Tradition stammenden Vokal-Ensembles des religiöser geprägten Südens strikt ab.

Auch wenn die Clovers im gleichnamigen Song über „Devil Or Angel“ sangen: Der liebe Gott, Jesus oder die Versuchungen des Teufels und Erlösung durch den Glauben spielten in Doo-Wop-Hyinnen nie eine Rolle. So ziemlich die berühmteste von allen wurde „Earth Angel (Will You Be Mine)“ von den Penguins. Aber die so Angebetete war ein sehr irdischer Engel. Von den berühmtesten Interpreten der Gattung wie Dion Di-Mucci mit seinen Belmonts oder Frankie Lymon und den Teenagers gibt es umfangreiche, liebevoll aufgemachte Retrospektiven. Stimmlich unendlich begnadeter als alles, was in deutschen Casting-Shows aufzutreten wagt, machten auch die besten Leadsänger berühmter Doo-Wop-Ensembles nur ausnahmsweise eine nennenswerte Solo-Karriere. Talent allein reichte da anscheinend nicht.

Erstklassige Autoren-Teams wie Doc Pomus und Mort Shuman genierten sich nicht, Songs im Doo-Wop-Genre zu komponieren. Den Major Companies dagegen blieb das Genre immer fremd. Das war und blieb auch bis zum Schluß eine Domäne kleiner Indie-Labels.

Der Titel dieser neuesten Kollektion von 37 Evergreens ist zwar reine Anmaßung. Denn neben vielen Dutzend schludrig und eher lieblos zusammengestellten Samplern gibt es von Ace und Rhino Records natürlich auch ehrgeizig und fachkundig ausgewählte und dokumentierte, teils recht umfangreiche Sets. Aber übel ist das hier gezielt als das Kondensat der Aufnahmen des Goldenen Zeitalters des Doo-Wop, sprich der Jahre 1955 bis 1958 und der bekanntesten Aufnahmen von Moonglows und Five Satins, Silhouettes und Crests, Mystics, El Dorados usw. zusammengestellte Teil nicht. Manche dieser Songs sollten an Qualität bei Neuaufnahmen beträchtlich zulegen. Das hier von Vito & The Salutations gebotene „Unchained Melody“ in der durch die Righteous Brothers ganz zweifellos. Nichts gegen „Speedo“ in der berühmten Ur-Version von Earl Carroll und den Cadillacs – aber was Ry Cooder dann mit den ihn begleitenden John Hiatt, Bobby King und Willie Green jr. aus der Vorlage machte, war doch eine andere Baustelle. Was den Reiz dieser Gattung ausmacht, formulierten Little Caesar & The Romans mit dem Titel „Those Oldies But Goodies (Remind Me Of You)“.

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