Drangsal

Harieschaim

Cold Wave von der Südlichen Weinstraße! Schlechte Laune, Verzweiflung und spätjuvenilen Weltschmerz in ausgesprochen kurzweiliger Form bietet der blutjunge Baritonsänger Max Gruber alias Drangsal auf seinem Debütalbum, „Harieschaim“. Bei dem Titel des Werks handelt es sich um den frühmittelalterlichen Namen des Geburtsorts von Gruber, Herxheim in der Nähe von Landau.

Mit kalt hallender, leicht diffus aus dem Klanghintergrund heranschallender Stimme kündet der stets blass, aber sexy wirkende Gruber von Liebeskummer, existenzieller Unbehaustheit und sexuellen Dominanzfantasien und lässt sich dazu von mild-seufzend gefilterten Gitarren und forschem Bassspiel begleiten. Darin wie in dem generellen Grauschleier über der Szene kann man eine 80er-Jahre-Referenz erkennen; man kann es aber auch lassen.

Am nächsten steht der Drangsalsche Sound ohne Frage den letzten Platten von Wesley Eisold und Cold Cave inklusive eines kurzen Distortionkrach­exkurses im vorletzten Stück, „Sliced Bread #2“. Aber nicht nur geschnitten Brot und bislang unbesungene Flüsse wie die Schutter kommen hier zu ihren Ehren, sondern auch selten genutzte deutsche Wörter wie „Ingrimm“.

Produziert wurde das Album von Markus Ganter, der anders als sonst aber darauf verzichtet hat, die ihm anvertrauten Kompositionen mit Klangklingelei zu beklötern; sein Soundbild hält ebenso gut die Balance zwischen Plastizität und leicht zittriger Dünnheit, wie Gruber zwischen brünftig dampfendem Männerzorn und schwindsüchtigem Winseln changiert. Sehr gut!