Oliver Hirschbiegel :: Elser

Die ersten Minuten erzählen noch einmal das, was man mit dem Namen Georg Elser verbindet. Wie er am 8. November 1939 die Bombe legt im Münchner Bürgerbräukeller und wie Hitler, Goebbels, Himmler und Co. das Gebäude 13 Minuten vor der Explosion verlassen. Danach zeigt der Film den unbekannten Elser, den auch unter Folter unbeugsamen, freiheitsliebenden Mann und, in Rückblenden, den Lebemann und Frauenschwarm, der ein zärtliches Verhältnis zu einer Verheirateten hat und mit ansehen muss, wie sein Heimatdorf langsam von der nationalsozialistischen Ideologie vereinnahmt wird. Ein eindrucksvolles Porträt mit einem fantastischen Christian Friedel in der Hauptrolle.

Herr Hirschbiegel, hatten Sie Bedenken, nach dem kontrovers diskutierten „Der Untergang“ einen weiteren Film über das Dritte Reich zu drehen?

Es wird immer gern unterstellt, dass ich strategisch denke. Ich wollte eigentlich nicht zurück ins Dritte Reich, aber dann dachte ich, das ist es wert. Und die 30er-Jahre, als die braune Soße reinkroch in die Gesellschaft, sind im Kino noch nicht so oft erzählt worden.

Was für ein Mensch war Elser?

Ich habe meine Recherchen gemacht, und für mich sind Fotos eine wahnsinnig wichtige Quelle. Ich komme aus der bildenden Kunst, und da ist das Auge anders geschult. Man kann aus einem Foto unglaublich viel rauslesen über einen Menschen. Und wenn man das im Fall Elser tut, ist klar, er war ein Stenz und ein bisschen ein Popstar. Er war Musiker, hat Kontrabass und Akkordeon gespielt, und er konnte Zither spielen. Da setzt sich ein Bild zusammen. Da hast du plötzlich eine vier-, fünfschichtige Persönlichkeit.

Er war ein Einzelgänger, oder?

Der ist schon eine sehr besondere Figur. Mir fiel sofort Edward Snowden ein, der auch absolut selbstlos, ohne eigene Interessen handelt, aus der Überzeugung heraus, dass die Freiheit nicht beschnitten werden darf.

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