Elton John :: Songs From The West Coast

Die beste Platte seit langem nahm Elton ausgerechnte in LA. auf

Sein bestes seit Mitte der Siebziger sei sein neues Album, verkündete Elton John bei seinen Solokonzerten im vergangenen Juli, und da war man gespannt Schließlich konnte man von John keine große Überraschungen erwarten, von einem Mann, der sich vor langer Zeit schon in seinen Standards eingerichtet hat und die einzige Herausforderung darin zu sehen scheint, seine genügsamen Oden für das jeweils höhere Plateau der Kulturindustrie kompatibel zu machen. Nun muss man John ja nicht gleich diffamieren – all die klassischen Tugenden und die Stoik im Umgang mit der eigenen Gabe, all das schätzt man ja, aber nichtsdestotrotz hinterließ die beizeiten nur leidlich inspirierte Selbstzufriedenheit, mit der John in den letzten Jahren seine Hits manufaktuierte, nicht bloß angesichts der unheiligen Disney-Allianz einen faden Betgeschmack.

Das alles erfahrt nun eine unerwartete Wendung: „Songs Front The West Coast“ ist ein kleines Wunder. Ob’s nun ein Wandel im Kopf des Künstlers war oder die Entscheidung, in LA. aufzunehmen, wer will das wissen – schon bei den ersten Tastentönen von „The Emperor’s New Clothes“ jedenfalls ist viel von der alten Gabe gegenwärtig, die „Tumbleweed Connection“ und „Madman Across The Water“ zu einem Erlebnis und John zu einem Helden der Pianomänner machte. Ein paar toll gereihte Akkorde, eine unverstellte Akustik, wie man sie besonders im „Ocean Way“ gut zustande bringt, dazu John bei Stimme wie schon lang nicht mehr.

Um das bisschen Inspiration wiederzufinden, das doch den ganzen Unterschied macht, muss sich John vor allem auf sich selbst besinnen. Die angedrohten Kollaborationen mit den Chili Peppers und Soundgardens Kim Thayil bleiben dankenswerterweise aus, und stattdessen setzt John sein Vertrauen so unbeirrt wie lange nicht mehr auf das eigene kreative Vermögen, das im Verbund mit den gut formulierten Geschichten von Kollege Taupin ja durchaus schöne Früchte tragen kann. Hier zu hören bei dem ernsthaft klagenden „American Tri- angle“ oder dem mit lauter schrulligen Gitarrenklängen toll amerikanisierten „I Want Love“ – Hoffnung fürs Spätwerk.

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