Elvis Perkins – Ash Wednesday :: Ein Neo-Folk-Album von immenser Intimität, feierlich trauernd

Man hat zunächst mal Respekt vor Elvis Perkins und seiner Geschichte: Der Songwriter aus New York und Los Angeles hat Schauspieler Anthony Perkins zum Vater, der 1992 an Aids starb; die Mutter kam im Flight 11 ums Leben, der am 11. September 2001 in den Nordturm des World Trade Center gesteuert wurde.

Die Platte, so erfährt man, besteht ungefähr zu gleichen Teilen aus Liedern, die vor und nach dem Terrorakt geschrieben wurden – der Titeltrack markiert hörbar die Trennlinie, und die Veränderung des Repertoires ist überdeutlich. Doch mehr kann und will man nicht hineinlesen in die textlich recht frei assoziierte und freilich sehr persönliche Trauerbewältigung, obwohl das Wissen das Hören natürlich verändert. Jedenfalls hat Elvis Perkins eine Neo-Folk-Platte von immenser Intimität gemacht, die viele Schemata überspringt und darüberhinaus durch einen enorm warmen, direkt analogen Klang beeindruckt. Manches hier klingt wie eine entschleunigte Version der Songs von Zappelphilipp Fionn Regan, wobei Perkins reifer scheint und unter seinen Liedern etwas Tiefes erkennbar werden lässt, etwas Raumgreifendes, feierlich Trauerndes. Manche reden von Van Morrison, Höhe „Astral Weeks“ -wie als Beleg ist dessen Trommler Gary Mallaber als Gast dabei. Doch Perkins ist trotz des klassizistischen Grundtons kein folkloristischer Romantiker und eine Spur zu verquer für allzu simple Sentenzen – die spannenden Momente entstehen eben nicht durch Repetition und Zitat, sondern durch die Eigenheit Perkins‘, der immer ein bisschen mysteriös bleibt.

Gegen Ende zerläuft die Platte im Mondlicht, etwa bei“Sleep Sandwich“, bei dem dem traditionellen Arrangement eine singende Säge, Orchesterbläser, Streicher und eine Jazztrompete beigemischt werden. Perkins singt in einem stream of consciousness, ergreifend. Dann der Schlussakt, das stille, zu Piano und Harmonium vorgetragene „Good Friday“ (Karfreitag), der die Oberhand über den Aschermittwoch haben wird, da ist Perkins sich sicher, irgendwie.

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