Eric Burdon & The Animals – The Twain Shall Meet

Scorsese hatte schon in seinen frühen Filmen Rock-Aufnahmen immer wieder dramaturgisch brillant als akustische Folie verwendet. Aber wie er den Animals-Hit „The House Of The Rising Sun“ in „Casino“ einsetzte, war schlicht genial. Mit dieser Eintrittskarte schafften es die verschworenen R&B-Fans aus Newcastle 1964 schließlich nach Jahren des chitlin circuit daheim und den Anfangen als Alan Prices R&B-Combo dann doch, die Musik ihrer schwarzen Idole nach Amerika zu re-importieren.

Der neue Bob-Dylan-Klau (die Single „Baby Let Me Take You Home“ war ja auch von einem seiner Songs mehr als nur marginal inspiriert) zahlte sich auch insofern aus, als dem noch auf Folk-Pfaden wandelnden Meister nach dem Erfolg der millionenfach verkauften Cover-Version seiner Vorlage dämmerte, dass er künftig vielleicht doch mal seine Gitarre in einen Verstärker stöpseln sollte. Was dann auch nicht mehr lange dauerte. Das ganze Drama der von Alan Price arrangierten Version erreichte dann seine eigene „elektrifizierte“ Fassung zwar noch nicht. Die Songs auf der „elektrischen“ Seite von „Bringing It All Back Home“ aber dann so gewaltig, dass Dylan damit sein erstes Top-Ten-Album hatte.

In dem Bereich hatten sich die Animals-LPs diesseits wie jenseits des großen Teichs da schon fest etabliert. Daheim die Singles auch noch müheloser als in den von den Beatles restlos faszinierten USA. Ein dem ersten Hit vergleichbarer Geniestreich wurde „We Gotta Get Out of This Place“, gegenüber dem die Neuaufnahmen etwa von John Lee Hooker („Boom Boom“) und Sam-Cooke-Originalen („Bring It On Home To Me“) nur ganz nett klangen. Der überraschende Erfolg aber – die Animals waren da schon, sauer über den Pop-Kurs von Mickie Most, zu Decca Records gewechselt – war der von „See See Rider“. Was die Band aus der Ma-Rainey-Blaupause machte, wollte zwar in England niemand hören. In Amerika aber kam die Single bis auf Platz 12 der Hitparade. Inzwischen war Eric Burdon, der dort längst die meiste Zeit des Jahres verbrachte, so populär, dass der Entschluss, die Band komplett zu reformieren und in New Animals umzubenennen, keinen Karriereknick zur Folge hatte. Gerade weil sie modischeres Liedgut sind, klingen Hits wie „San Franciscan Nights“ und „Monterey“ heute etwas angestaubt bis anachronistisch.

Eine (klangliche) Offenbarung ist dagegen nach dem kürzlich von Winds Of Change vorgelegten Remaster auch das neue von „The Twain Shall Meet“ des deutschen Oldies-Spezialisten Repertoire. Was bei dieser Tom-Wilson-Produktion von gleich drei Toningenieuren in ihrer Experimentierlust teilweise an technisch absolutem Mist gebaut wurde, ist hier erstmals (soweit machbar – die Multitracks sind nämlich verschollen) mit allem zu Gebot stehendem Sachverstand remastered worden. Wenige Aufnahmen wurden letzthin so hervorragend neu überspielt wie diese schätzungsweise beste aller New Animals-LPs.

Aber die „Back to Mono!“-Fans ließ man trotzdem nicht verkommen: Als Zugabe gibt es von „Sky Pilot“, „Monterey“, „Anything“ und „All Meat“ die Single-Mixes. Recht so. Aber der wahre ist im Fall von „Sky Pilot natürlich nur der andere.

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