Fehlfarben

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Zum Nicht-Jubiläum ein Album mit musikalischen Weggefährten

Andere Leute die eigenen Lieder singen zu lassen, ist intimitätstechnisch gesehen vermutlich von ähnlichem Kaliber wie den eigenen Kulturbeutel zu verleihen – weswegen man beides nur guten Freunden vorbehalten sollte. Zum 26einhalbjährigen Nicht-Jubiläum haben die Fehlfarben verkumpelte Musiker und Weggefährten gebeten, Lieder aus allen Schaffensphasen der Band (jedes Album ist mindestens mit einem Lied vertreten) einzusingen. Mit dabei, unter anderem: Campino, Herbert Grönemeyer, Bernd Begemann, Dirk von Lowtzow, Gudrun Gut (Malaria), Thomas Mahmoud (Von Spar). Nils Koppruch (Fink) und Sven Regener (der mit Ex-Fehlfarben- und -Element Of Crime-Schlagzeuger Uwe Bauer als „Die falschen Fahnen“ auftritt).

Ein schönes popsoziologisches Quiz könnte man um die Frage ranken, was die illustren Kollaborateure jeweils mit den Fehlfarben verbindet: Band-Kumpan und -produzent Kurt Dahlke beispielsweise ist der Link zu Herbert Grönemeyer, da Dahlkes Band Bombay i auf dem Grönland-Label veröffentlicht, Helge Schneider spielte bei drei Liedern Klavier und Hammond-Orgel auf der „Platte des himmlischen Friedens“ (und darf daher auch folgerichtig ein Lied von diesem Album darbieten).

Interpretiert werden Gassenhauer wie „Grauschleier“ und „Paul ist tot“, aber auch „Der Himmel weint“ und „Schlaflos nachts“. Hinreichend kurios ist diese Zusammenstellung zweifellos — und sonst so? Auf „Spiegel online“ würde man unter die Besprechung dieses Albums schreiben: keine Wertung, denn naturgemäß schmiegt sich hier weniger Gelungenes (wie Peter Lohmeyers Verschleppung von „Magnificent Obsession“) und Gefälligeres eng aneinander -Claudia Kaiser von den Moulinettes singt „Club der schönen Mütter“ sehr zurecht, Helge Schneiders „Einsam“ ist wunderschön tieftraurig, und Jochen Distelmeyers phantasische Pathos-Version von „Alkoholen“ verleiht dem Gang zur Schnapsbude eine ganz neue Dringlichkeit. Ob man es prinzipiell dulden mag, daß Herbert Grönemeyer „Grauschleier“ singt, ist noch mal eine ganz andere Frage, obwohl sein notorisch kurzatmiger Gesang zentrale Worte wie „Stadt“ und „hat“ durchaus adäquat hervorzubellen vermag. Ein putziger Scherz am Ende: Die Hinrichtung von „Ein Jahr (Es geht voran)“, diesem von der Band stets ungeliebten versehentlichen Hit, durch Peter Hein und T.V Smith – nach dieser Version mag auch der letzte unbelehrbare Gimpel beim nächsten Fehlfarben-Konzert nicht mehr nach diesem Lied plärren. (V2)