Fette Welt von Jan Schütte

Helmut Krausser, einer der umstrittensten, aber auch wortgewaltigsten Schriftsteller unserer Tage, hatte mit „Fette Welt“ einen der ungewöhnlichsten Romane der letzten 20 Jahre vorgelegt, in dem ein egomanischer Penner auf einen mysteriösen Serienkiller trifft – das alles verfaßt in einer hybriden Sprache, die Weltliteratur sein will Kein Wunder also, daß der Stoff Jan Schütte („Auf Wiedersehen Amerika“) reizte. Doch der Regisseur reduzierte ihn auf eine oberflächliche Berber-Romantik mit erlesenen Bildern. Penner am Lagerfeuer unter einer Münchner Brücke oder im Gegenlicht vor der untergehenden Sonne – schonungsloser Realismus eines Mike Leighs oder die verzweifelte Komik bei Ken Loach sind ihm fremd. Immerhin verliebt sich der obdachlose Hagen Trinker (eindringlich wie immer: Jürgen Vogel) in die 15jährige Ausreißerin Judith (Julia Filimonow) und zweifelt am Dasein. Glanzpunkte setzt Lars Rudolph als hinkender Clochard Edgar, der wie ein Hund ständig der drogensüchtigen Nutte Liane (Sibylle Canonica) hinterhertottet.

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