Fiona Apple – Extraordinary Machine

Lustig, wie fröhlich-unschuldig die Plattenfirma jetzt Fiona Apples „long awaited new album“ ankündigt. Tatsächlich warten wir ja seit 2003 darauf, denn damals hatte die Songschreiberin es schon komplett fertig – und mußte dann feststellen, daß man auch nach zwei Platin-Platten „Tidal“ (’96) und „When The Pawn…“ (’99) – nicht mit großem Vertrauen rechnen kann. „Zu unkommerziell“ seien die Songs, befand der Konzern und legte das Werk auf Eis. Fans starteten eine „Free Fiona“-Kampagne, die Sängerin schwieg stille. Nun sagt sie nur: „Ich bin sehr, sehr froh, daß die Leute hören können, was wir gemacht haben. Ich bin so stolz darauf.“

Die ersten Takte klingen nach einer putzigen Mischung aus Musical und Björk, dann singt Apple ungewohnt niedlich: „I certainly haven’t been Shopping for any new shoes/ And I certainly haven’t been spreading myself around/ l’m still only travel by foot and by foot it’s a slow climb/ But l’m good at being uncomfortable, so I can’t stop changing all the time.“ So viel dazu, sie ist eben eine harte Nuß für Major-Labels. Danach erkennt man sie aber doch wieder, wenn die tiefe Stimme zurückkommt – und diese Fähigkeit, gleichzeitig verletzt, anklagend und kaltblütig zu klingen. Wie ein unfaßbar cooles Rumpelstilzchen. Verwirrend, herzzerreißend, umwerfend.

Produzent Mike Elizondo, sonst eher bei HipHoppern wie Eminem und 50 Cent am Mischpult, hat Apple einige spröde Beats und Sounds untergeschoben, aber schon bei „Get Him Back“ dominiert dann das Piano, wie meistens. Vor allem aber stehen wieder ihre irren Texte im Vordergrund. Im schwungvollen „Tymps“ fragt sie sich, warum sie diesen Typen am letzten Freitag geküßt hat: „I might be so sick in the head I need to be bled dry to quit/ Or I just really used to love him/ I sure hope that’s it.“ Und so sehen Liebeserklärungen bei ihr aus, in der resignativen Ballade „Parting Gift“: „I opened my eyes/While you were kissing me once more than once/And you looked as sincere as a dog…“ Sie läßt sich auch nicht bestechen, siehe „Red Red Red“: „l don’t understand about/ Diamonds and why men buy them/ What’s so impressive about a diamond/ Except the mining?“ Fenster zerbersten, jeden Tag eine andere Katastrophe, dauernd Gejammer und Geheule, unbedingte Liebe ist auch nicht mehr, was sie mal war. All das ist Fionas Welt, und doch klingt sie nicht mehr so verzweifelt wie früher. Sie hat schon so viel gesehen, sie regt sich nicht mehr so schnell auf. „Be kind to me or treat me mean/ l’ll make the most of it, l’m an extraordinary machine.“ Das Selbstbewußtsein möchte man mal haben.

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