Fleetwood Mac :: The Boston Box

Die neun Aufnahmen von „Live In Boston“, 1985 von Uwe Tessnow auf seinem „Outline“-Sublabel veröffentlicht, vermittelten allenfalls eine Ahnung davon, dass Fleetwood Mac in der Originalbesetzung an drei Februarabenden des Jahres 1970 bei den Konzerten in der Boston Tea Party in der Form ihres Lebens – und in einer Liga mit den Who, Rolling Stones und Led Zeppelin! – gespielt hatten. Was jeder weiß, der das Quintett ein wenig später auf der Deutschland-Tournee erlebt hat. Nur untermauerte die Tatsache, dass der Roh-Mix der wenigen Mitschnitte – von obskuren Kopien und in lausiger Tontechnik abgemischt – gegenüber den vergleichbaren „Get Yer Ya-Ya’s Out“ oder Mve At Leeds“

gerade mal bessere Bootleg-Qualität aufwies, auch nicht gerade die These, dass diese Fleetwood Mac-Besetzung die größte aller Zeiten war. Der Beweis dafür liegt aber jetzt vor: mit den 30 Aufnahmen des 3-CD-Sets „The Boston Box“.

Komplett neu von den Acht-Spur-Bändern abgemischt, auf denen ihre Konzerte für ein geplantes Live-Album aufgezeichnet worden waren, entdeckt man hier zum einen das aktuelle Blues-Repertoire, dann Peter Green-Klassiker wie „Oh Well“, „The Green Manalishi“ und „Rattlesnake Shake“ und Jeremy Spencers geliebte Rock’n‘ Roll-Evergreens weithin in fulminanteren Interpretationen als auf den Studioversionen zuvor. Eine Offenbarung sind jene Songs, die Fleetwod Mac nie vorher oder später im Studio aufnahmen. Und bestätigt finden sich alle, die damals überzeugt waren, dass Greens Metamorphose vom besseren B J8. King zu einem grandiosen Rock-Gitarristen eine der erstaunlichsten Wandlungen eines Musikers war.

Auf ein Doppel-Set gekürzt, hätte man die Dramaturgie dieser Auftritte vermutlich klarer rüberbringen können, als das bei den nicht entsprechend rekonstruierten drei CDs möglich war. Insofern vermittelt „The Boston Box“ eine Band ganz anders, ab das „Live At Leeds“ auch in der langen Remix-Version im Fall der Who tut. Wer aus der Distanz von drei Jahrzehnten nicht so recht nachvollziehen kann, was der für diese Zusammenstellung der zufallig wiederentdeckten Originalbänder und das Sequenting verantwortliche Roger Dopson in seinen Liner Notes mit der Behauptung meint, „at his best, Peter Green was the best…“, der findet hier reichlich Belege. Bedauerlich nur, dass das Set als Liebhaber-Edition auf eine weltweit einmalige Auflage von 10 000 Exemplaren limitiert ist. Die spinnen, die Engländer… 4,5

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