Friends Of Dean Martinez – Wichita Lineman :: Die Ahnen von Calexico hängen noch immer in der Wüste herum

Ist das tatsächlich die „Band, die Giant Sand oder Calexico erst ermöglichte“, wie das Info gleich stolz verkündet? Na, lassen wir die Kirche mal im Dorf bzw. die Kakteen in der Wüste. Ein erratischer Kraus- und Kreativkopf wie Howe Gelb brauchte niemanden, um möglich zu werden – das ist allein schon chronologisch Unsinn. Joey Burns und John Convertino aber dürften 1995 beim Friends Of Dean Martinez-Debüt „The Shadow Of Yowr Smile“ tatsächlich einiger Möglichkeiten gewahr worden sein, die sie dann mit Calexico konzentriert ausformulierten. Übrig blieb von damals nur der Pedal-Steel-Impressionist Bill Elm, der es in Austin inzwischen ein bisschen weiter hat in die Wüste als einst von Tucson aus.

Weil jetzt alle ohnehin gleich wieder „Filmmusik“ schreien, hat sich der letzte FODM-Indianer fürs Intro einen wohl ironischen Fingerzeig überlegt Da hört man’s klacken und klickern, bis vertraut die Rolle im Filmprojektor surrt Alles andere als vertraut, ziemlich rock-heovy nämlich, will uns dann „Overload“ auf eine falsche Fährte locken. Doch mit „Alternate Theme“ und „Main Theme“ landet Elm nebst sechs kompetenten Begleitern dann schnell wieder im Stammland ewig zockelnden Prärie-Trabs. Mit der Country-Hausnummer „Tennessee Waltz“ und dem Titelsong (ja, die Jimmy-Webb-Nummer) schleichen sich zwei Bearbeitungen so selbstverständlich zwischen die mal stoischen, mal gravitätischen Instrumentals aus eigenem Hause, als hätten sie nie woanders hingehört. Der Lounge-Samba-Vibe der Anfangstage geht FODM inzwischen ziemlich ab, Elm und Freunde musizieren eindimensionaler, hermetischer. Was acht stählern-glühende Desperado-Vignetten lang aber mindestens passabel, manchmal gar prächtig funktioniert.

Will man partout im eingangs erwähnten Zusammenhang denken, kann man es vielleicht so sagen. Giant Sand sind längst im Orbit entschwunden (oder in der Kleiderkammer), Calexico halten Siesta auf dem Marktplatz um die Ecke (bis zur nächsten Fiesta) – und Bül Elm hängt mit „Wichita Lineman“ noch immer gern in der Wüste herum.

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