Gettin‘ Dizzy :: 70s-Rock, Hippie-Funk, Blues-Dekonstruktion: Hauptsache wild

Auf ihrem letzten Album haben Coogans Bluff lange, größtenteils instrumentale Stücke gespielt – auch weil der Sänger der Band in eine Babypause gegangen war. Mittlerweile ist er ganz verschwunden, Bassist Clemens Marasus steht am Mikrofon. Der Sound der Band aus dem deutschen Nordosten changiert zwischen 60s/70s-Hardrock, Hippie-Funk und einer Art Blues-Dekonstruktion im Sinne von Captain Beef heart und Tom Waits. Auch wichtig sind die zwei Bläser, die hier einen Gegenpol zum Gitarrenbrett bilden und den Rock etwas abstrahieren.

Auf „Gettin‘ Dizzy“ sind nicht, wie zuletzt, fünf Lieder, sondern neun – und nur noch eines hat Überlänge. Die Ökonomie pointiert die Spielarten der Band. „Why Did You Talk“ erinnert an den 70s-Südstaaten-Hardrock der frühen Kings Of Leon, beim Titelsong erinnert man sich zunächst wohlig an die Allman Brothers, doch dann wird das Lied zu einem böse schleppenden Ungetüm wie von Black Sabbath oder den frühen Monster Magnet. „Heart Full Of Soul“ wurde einst von Graham Goodman für die Yardbirds geschrieben – deren derber 60s-Beat wird hier deutlich voluminöser.

Obwohl Coogans Bluff also ihre Liebe zu der Musik von damals auf „Gettin‘ Dizzy“ stilistisch mehr als vorher differenzieren, bleibt genug Zeit für den kollektiven Jam. Manche Lieder schrauben sich drei Minuten lang mit nur einem Part in die Ekstase, anderswo taucht die Band in benebelte Fuzz- und Stoner-Blues-Soli ab und verdreht die Klänge psychedelisch. Dazu kommen Unisono-Breaks mit Posaune und Saxofon. Ein wilder Rausch. (Noisolution) JÖRN SCHLÜTER

Gabi Delgado

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