Giftige Ekstasen

FIRE OF LOVE THE GUN CLUB 1981 Damals das Geschrumm der Stunde, die Struktur vom Blues, das Ungestüm vom Punk, die Songs mit simplem LauMeise-Schema, Pierces Krakeelen mit viel Hall. „Sex Beat“, „She Is Like Heroin To Me“ und „For The Love Of Ivy“ erschütterten mit Fatalismus und dem notorischen „We can fuck forever, but you’ll never get my soul“. Die Blaupause für alle wilden Männer der 80er Jahre. Viele waren es ja nicht. (3,5)

MIAMI THE GUN CLUB 1982 Eine noch bessere Platte, produziert von Chris Stein in der Blondie-Stadt New York. Die Songs sind feiner strukturiert und gespielt, der Krach ist gebremst. Pierce hatte seinen kehligen, heulenden Gesangsstil entwickelt, die Songs changieren zwischen Psycho-Blues und Gitarren-Twang. Überraschend und vollkommen gelungen die Version von John Fogertys Vietnam-Alptraum „Run Through The Jungle“. (3,5)

THE LAS VEGAS STORY THE GUN CLUB 1984 Die Story von Las Vegas ist eine instrumentale Ouvertüre von einer halben Minute Länge, allerdings gibt es auf dem Beiblatt einen Text dazu. Das Album mit Kid Congo Powers, Terry Graham und Patricia Morrison enthält mit „Walking With The Beast“ einen späteren Klassiker, auch das Debbie Harry gewidmete „My Dreams“. Bei dem elegischen Blues-Stück „My Man’s Gone Now“ entdeckt Pierce das Piano. (4,0)

MOTHER JUNO THE GUN CLUB 1987 Der Wechsel zum deutschen Label What’s So Funny About. Pierces Spätwerk beginnt: Sein Gesang tönt im Vordergrund, die Songs sind konziser und weniger geräuschig. Neben Powers spielen Romi Mori am Baß und Nick Sanderson am Schlagzeug, und wenn es auch den verdacht gab, daß die Mori keine Ausbildung an dem Instrument genoß: Der Gun Club klingt kraftvoller denn je, Pierces Stimme vibriert. (4,5)

PASTORAL HIDE & SEEK WB GUN CLUB 1990 Damals Interessierte sich nur die treue Gemeinde für das Album, aber in den Songs brennt das alte Feuer. Die Dichotomle der Gitarren von Pierce und Kid Powers treibt Stücke voran, die trotz aller Brüche erstaunlich eingängig sind: „The Straits Of Love & Hate“, „I Hear Your Heart Singing“. „Another Country’s Young“, „Temptation & I“ sind große Liebeslieder von einem Mann, der den Unsentimentalen gab. (4,5)

LUCKY JIM THE GUN CLUB 1993 Damals wußte man es nicht, aber es war das Abschiedwerk des Gun Club. Pierce schleppte sich malad durch Deutschland, wo sein Label beheimatet war. Nie schrieb er anrührendere Songs als „Lucky Jim“, „Desire“ und „Anger Blues“. Es sind Erinnerungen an einen britischen Film, den Pierce als Kind gesehen hatte, an Saigon, Regen in der Monsunzeit, London im Winter. Ergreifend. (4,5)

WILDWEED JEFFREY LEE PIEKCE 1985 Beginnt mit dem Paukenschlag „Love And Desperation“, fast Talking Heads-artig, und gilt auch sonst als Kult-Album – immerhin die einzige Platte unter Pierces Namen. Großartig sind „Sex Killer“, „From Temptation To You“ und „Wildweed“. Später mit einigen skurrilen Bonus-Schnipseln wiederveröffentlicht, darunter „Portrait Of The Artist In Hell“. Ungefähr das beste Cover-Foto aller Zeiten. (4)

RAMBLIN‘ JEFFREY LEE

CYPRESS GROVE WITH WILLIE LOVE 1992 Ungefähr das zweitbeste Cover-Foto aller Zeiten. Ramblin‘ Jeffrey Lee nahm diese Blues-Songs in den Niederlanden auf; neben zwei Pierce-Stücken gibt es Lieder von Lightnin‘ Hopkins, Skip James und Son House. Keine Platte für Gun Club-Gläubige, und für Puristen ist dieser leidenschaftliche, auch anstrengende Minnedienst an der Tradition zu kraus. (3)

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